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Waldschlösschenbrücke

© dpa

Waldschlößchenbrücke: Umkämpfte Rotbuche ist weg

Acht Umweltschützer hatten seit mehr als einem Monat auf dem Baum ausgeharrt und damit gegen den Bau der umstrittenen Elbbrücke protestiert. In der letzten Nacht rückte ein Sondereinsatzkommando an. Die Buche wurde mittlerweile gefällt.

Die seit Wochen umkämpfte Rotbuche steht dem Bau der umstrittenen Waldschlößchenbrücke im Unesco-Welterbe Dresdner Elbtal nicht mehr im Weg: Unter Polizeischutz und Bürgerprotesten wurde von Aktivisten der Naturschutzorganisation Robin Wood besetzte Baum am Dienstag gefällt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte die 200 Jahre alte Buche schon in der Nacht mit einem Aufgebot von bis zu 250 Beamten geräumt. Die "Nacht- und Nebelaktion" löste Wut und Empörung aus.

Der Deutsche Kulturrat forderte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) auf, von seinem "Eskalationskurs" abzurücken und einen Tunnel als Alternative zu unterstützen. "Die Aberkennung des Welterbetitels wäre eine nationale Blamage und muss verhindert werden", appellierte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. "Die Integrität der Elblandschaft und der Welterbestatus sind mit jedem gefällten Baum und jedem weiteren Baggerhub dem Verlust preisgegeben", warnte die Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal.

Der BUND Sachsen sieht die Verantwortung bei Milbradt. "Auch wenn die Buche jetzt tot ist, bleibt die Hoffnung, dass die Menschen erwachen und sich gegen diese Arroganz der Macht zur Wehr setzen." Die vorher nicht angekündigte Aktion dauerte knapp zwölf Stunden. Zwei frühere Versuche waren am Widerstand der Baumbesetzer und von Bürgern gescheitert. Beim dritten Mal blieben rund 300 Demonstranten und Schaulustigen nur Pfiffe und Buh-Rufe. Einige mussten von Fahrzeugen und Straßenbahngleisen weggetragen werden. "Der Protest war aber im Wesentlichen friedlich", sagte ein Polizeisprecher.

Demonstrantin beißt Polizisten

Bei der Auflösung einer solchen Sitzblockade wurde ein Beamter durch den Biss einer Demonstrantin verletzt. 39 Frauen und Männer, darunter die elf Baumbesetzer, kamen kurzfristig in Gewahrsam. Die Räumung dauerte fünf Stunden. Robin Wood verurteilte das "ruppige" Vorgehen der Polizei. Aktivisten, die seit dem 12. Dezember auf dem Baum übernachteten, hatten kurz nach Mitternacht eine Aufforderung zum Verlassen der Buche und einer Linde ignoriert. Vermummte Beamte holten die insgesamt elf Aktivisten mühsam aus den Baumkronen.

Die Naturschützer sahen sich dennoch als Sieger. "Die Stadt hat sich mit dieser Aktion vor der Welt blamiert", sagte Aktivist Sebastian Vollnhals. Die FDP-Landtagsfraktion forderte, die Organisation für die Folgekosten der Baumbesetzung und der Räumung zur Kasse zu bitten und die Gemeinnützigkeit von Robin Wood zu überprüfen. Der Einsatz hatte durch weiträumige Sperrungen erhebliche Verkehrsbehinderungen verursacht.

Fast unbemerkt wurden zur gleichen Zeit 20 weitere große Bäume entlang der Straße gefällt, die künftig zu einer Brückenzufahrt ausgebaut wird. "Das waren die letzten", sagte ein Sprecher der Stadt. Insgesamt sind dem Brückenbau damit etwa 200 Bäume zum Opfer gefallen. Die Bauarbeiten laufen bereits seit dem 19. November.

Aus für Welterbe im Sommer

Die Unesco wird Dresden den Welterbe-Titel voraussichtlich im Sommer aberkennen, da sie die Schönheit der Flusslandschaft durch die Brücke verschandelt sieht. Der Freistaat beharrt auf dem Bau und beruft sich auf einen Bürgerentscheid aus dem Jahr 2005. Sachsens Oberverwaltungsgericht hatte 2007 grünes Licht für die Realisierung des 160 Millionen Euro-Projekts gegeben. Seit Montag läuft ein Bürgerbegehren für einen neuen Bürgerentscheid, bei dem über einen Tunnel als Alternative abgestimmt werden soll. Demnächst geht zudem der Rechtsstreit im Hauptsacheverfahren am Verwaltungsgericht Dresden weiter. (nal/jam/dpa)

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