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Kultur: War wieder sehr schön gewesen: der Suhrkamp- Kritikerempfang

Jedes Mal, wenn man sich am Buchmessenmittwoch auf den Weg in die UnseldVilla zum nachmittäglichen SuhrkampKritikerempfang macht, gibt es nur eine Erwartung: Es möge bitteschön alles so sein wie immer. Nicht nur die Räume der Villa mögen so aussehen wie vor 20 oder 30 Jahren, mit der Hesse- und Brechtbüste auf dem Tischchen und den Goethe-undseine-Verleger-Büchern davor, sondern es sollen auch wirklich alle wieder da sein, die sonst immer kommen.

Jedes Mal, wenn man sich am Buchmessenmittwoch auf den Weg in die UnseldVilla zum nachmittäglichen SuhrkampKritikerempfang macht, gibt es nur eine Erwartung: Es möge bitteschön alles so sein wie immer. Nicht nur die Räume der Villa mögen so aussehen wie vor 20 oder 30 Jahren, mit der Hesse- und Brechtbüste auf dem Tischchen und den Goethe-undseine-Verleger-Büchern davor, sondern es sollen auch wirklich alle wieder da sein, die sonst immer kommen.

Die Erwartung wird nie enttäuscht. Will heißen: Auch beim Suhrkamp-Empfang 2012 war alles an seinem Platz, alle kamen, und alle grauhaarigen Kritiker trugen wieder ihre grauen Anzüge. Natürlich war das eine oder andere nicht genauso wie immer, aber das fiel nur unwesentlich ins Gewicht. Zum Beispiel muss man seit zwei, drei Jahren auf die Ansprachen von Ulla Unseld-Berkéwicz zum Stand der Suhrkamp-Dinge im Speziellen und zur Lage der (Literatur-)Nation im Allgemeinen verzichten. Ulla Unseld-Berkéwicz scheint keine Lust mehr darauf zu haben, das ist sehr schade. Neuerdings verliest sie nur noch die Namen der anwesenden Suhrkamp-Autoren, wünscht viel Spaß und stellte diesmal kurz die junge Autorin Annika Scheffel vor, die auserkoren war, eine kleine Kostprobe ihres literarischen Könnens abzugeben.

Leider ist Scheffel nicht gerade mit viel Ausdruck in ihrer Stimme gesegnet: Die Lesung war – wie so oft – eine Qual. Das Signal dieses Rituals sollte wohl sein: Jugend trainiert für den Suhrkamp-Olymp. Wie gut es um den Verlag gerade in Sachen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur bestellt ist, davon konnte man sich an diesem Nachmittag trotzdem überzeugen. Denn natürlich waren auch die drei Suhrkamp-Autoren da, die mit ihren Romanen auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis standen: Stephan Thome, Clemens Setz und Ulf Erdmann Ziegler, mal mehr, mal weniger zerknirscht, denn der Preis ging dann ja bekanntlich an Ursula Krechel, ihr Nachkriegsroman „Landgericht“ ist bei Jung und Jung erschienen.

Und natürlich kam auch Rainald Goetz, der, wie man hörte, mit „Johann Holtrop“ die Shortlist nur knapp verfehlt hatte. Anna Katharina Hahn sprang durch die Räume, Andreas Maier rauchte vorn am Eingang, Alexander Kluge gab sich die Ehre und Elke Heidenreich. Heidenreich? Nein, sie ist keine Suhrkamp-Autorin, sie kam in ihrer Eigenschaft als Kritikerin. Selbstredend hielt auch Thomas Meinecke Hof, das tut er hier schließlich immer.

Meinecke versprach, später ein Pop-Anekdötchen zu liefern, wozu es aber nicht mehr kam. Denn selbst auf so engem Raum wie in der Unseld-Villa ist es möglich, sich aus den Augen zu verlieren oder manchen Kollegen oder Schriftsteller am Ende überhaupt nicht gesehen oder gesprochen zu haben. Aber auch das gehört sich so, will heißen: Es war doch wieder sehr schön beim Kritikerempfang gewesen. Gerrit Bartels

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