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Schauspieler Warren Beatty und seine Frau Annette Bening bei den Oscars 2011

© dpa/EPA/Mike Nelson

Warren Beatty zum 80.: Clydes größter Coup

Warren Beatty war der größte Hollywoodstar der siebziger Jahre, der Goldjunge der Klatschpresse, und ist bis heute ein überzeugter Liberaler. Eine Gratulation zum 80. Geburtstag.

Von Andreas Busche

Eins ist sicher: Für den denkwürdigsten Auftritt seiner Karriere wird Warren Beatty nie einen Oscar bekommen. Es war keine Glanzleistung, was Beatty am 26. Februar während der Verleihung der Academy Awards ablieferte, als er bei der Siegerverkündung ungläubig auf das Kärtchen vor ihm starrte und den Umschlag dann wortlos Faye Dunaway überreichte. Dabei war die Besetzung mit Beatty und Dunaway als Paten für den wichtigsten Filmpreis des Jahres zum Jubiläum des coolsten Gangsterpärchens der Kinogeschichte eine geniale Idee. Doch am Ende wurde die Oscar-Verleihung dank eines vertauschten Umschlags zum letzten großen Coup von Bonnie und Clyde.

Man verbindet Warren Beatty noch immer zuerst mit Arthur Penns Film von 1967, der ihm nicht nur zum Durchbruch verhalf, sondern auch die Filmindustrie verändern sollte. Der Gangsterfilm war damals tot, Beatty musste sogar als Produzent einspringen. „Bonnie und Clyde“ gilt als der erste innerhalb des Studiosystems gedrehte Independentfilm, er markiert damit den Übergang vom alten zum neuen Hollywood. Und er modernisierte das angestaubte Genre mit der nervösen Sprunghaftigkeit der Nouvelle Vague. Bis dahin kannte man den ehemaligen Footballspieler in Hollywood vor allem als kleinen Bruder von Shirley Maclaine. „Bonnie und Clyde“ ebnete ihm dem Weg zum größten Hollywoodstar der siebziger Jahre.

Beattys Popularität war jedoch nicht in erster Linie seinen Filmen geschuldet, die oft zu exzentrisch für den Massengeschmack waren. Etwa der revisionistische Schneewestern „McCabe und Mrs. Miller“, über den Beatty sich später beschwerte, weil Regisseur Robert Altman sein hübsches Gesicht nicht ins rechte Licht rückte. Oder der Thriller „Zeuge einer Verschwörung“, auf dem Höhepunkt der Nixon-Paranoia. Am meisten war er wohl bei sich in der hippen Romantic Comedy „Shampoo“, einer Satire auf das Nixon-Amerika, in der Beatty einen promiskuitiven Friseur spielt. So kannte man Beatty damals aus der Klatschpresse.

In den Achtzigern sank sein Stern

Warren Beatty selbst hat nie viel Privates über sich preisgegeben, über sein politisches Engagement spricht er heute allerdings noch gern. „Ich war ein Liberaler, als es angesagt war“, sagte er einmal über sich. „Ich war ein Liberaler, als es aus der Mode kam und ich werde noch ein Liberaler sein, wenn es wieder ’in’ ist.“ Er unterstützte die Wahlkämpfe der Demokraten Bobby Kennedy und George McGovern, doch seine größte Leistung war der Film „Reds“, für den er als Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent und Autor für den Oscar nominiert war. Außer ihm gelang das nur Orson Welles. Ein Liebesfilm über die sozialistische Bewegung Amerikas, das war in der konservativen Reagan-Ära ein Affront. Goldjunge Beatty gewann den Oscar für die beste Regie.

In den Achtzigern sank Warren Beattys Stern, der Komödienflop „Ishtar“ lädierte seinen Ruf. Danach war er kaum noch vor der Kamera zu sehen, etwa als Las-Vegas-Mafioso Bugsy Siegel und als Detektiv Dick Tracy in einer der schönsten Comic-Verfilmung überhaupt. Die andere große Rolle, mir der man Beatty auf ewig verbinden wird, ist die es politikmüden Senators Jay Bulworth in seiner gleichnamigen Regiearbeit von 1998. Bulworth wacht eines Morgens auf und beschließt, nur noch die Wahrheit zu sagen. Also erfindet er sich neu als rappender Revolutionär aus dem Polit-Establishment. Die kluge Satire auf die amerikanische Politik trifft in Zeiten von Fake-News wieder einen Nerv, sie wurde sogar eine Popkultur-Referenz. Barack Obama verkündete zu Beginn seiner zweiten Amtszeit, dass der den Kongress zukünftig „bulworthen“ werde.

Es ist ein seltsamer Zufall, dass Beattys Oscar-Malheur, sein 80. Geburtstag und ein neuer Film, sein erster seit fünfzehn Jahren, zeitlich nahezu zusammenfallen. „Regeln spielen keine Rolle“ (im Mai in den Kinos) über Howard Hughes ist ein letztes Herzensprojekt Beattys, der mit dem legendären Milliardär seine Öffentlichkeitsscheue teilt. Auch Beatty scheint mit Hollywood abgeschlossen zu haben. Envelopegate hin oder her: Man muss ihn sich heute als glücklichen Menschen vorstellen.

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