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Kultur: Warten auf die guten Hirten

Wem die Jury Gold und Silber geben könnte

Ob Good Old Great Britain, das wir abseits der Altmeister Loach ’n’ Leigh kaum mehr auf dem Schirm haben, wiederkommt – mit dem zu Festivalmitte erleichtert bejubelten „Irina Palm“ oder der originell gemachten Coming-of-AgeStory „Hallam Foe“? Oder ob Amerika cool abräumt, mit dem großartigen, aber vielen Ungeduldigen langatmig erscheinenden „The Good Shepherd“ des Obersuperstars dieser Berlinale, Robert De Niro (oder ob die Jury ihn mit dem Regiepreis abspeist)? Oder ob gar ein Außenseiter am Ende den Goldenen Bären holt – um gemein zu sein: vielleicht einer der beiden Deutschen?

Schwierig, schwierig. Arg trübe und schon früh verkrustet der Kaffeesatz, in dem einen Tag vorm großen Bärensegen zu lesen wäre. Wenn es nach den sechs nichtdeutschen filmkritischen Pünktchengebern (aus den USA, England, Italien, Holland, Dänemark und Estland) im Fachblatt „Screen International“ geht, hat keiner Gold verdient: Nur einmal bei 90 (!) Wertungen bis Donnerstag mochte jemand die Höchstnote vergeben – im mitteljährigen Vergleich der A-Festivals ist das sicherlich Negativweltrekord. Unter den Deutschen kam dort „Die Fälscher“ deutlich vor „Yella“ ins Ziel, während die Profis in den Punktetabellen verschiedenster deutscher Medien es genau umgekehrt sahen. Hach, schon ein unzuverlässiges Pack, diese Kritiker!

Während konsensfähige Favoriten für die Top-Trophäen fehlen und man sich hier eher zum Jagen tragen lassen muss, macht das Nachdenken über die besten Schauspieler schon mehr Spaß. Vor allem über die besten Schauspielerinnen. Marianne Faithfull alias Irina Palm? Eine wunderbare Rolle, aber eine wirkliche Herausforderung? Und Nina Hoss? Diesmal vielleicht einen Tick zu dekorativ. Nein, die Jury um Paul Schrader dürfte kaum an Marion Cotillard vorbeikommen, die in „La vie en rose“ eine wahre Glanzleistung zeigte (nicht auszudenken übrigens, wenn im Gefolge dieser Würdigung sogar der zwischenzeitlich schon gut vergessene Film selber …).

Bei den Herren läuft es auf niemanden eindeutig hinaus. Jamie Bell in „Hallam Foe“ und Ivan Barnev in Jiri Menzels Hrabal-Verfilmung machten am vorletzten Festivaltag eindrucksvoll Punkte. Möglich, dass wenigstens hier die Deutschen wie schon letztes Jahr freundliche Chancen haben – hier eher Karl Markovics, der den interessantesten unter den Fälschern gab, als Devid Striesow, der in beiden deutschen Filmen schöne Studien abliefert. Jurys können – zumindest nebenbei – durchaus höflich sein. jal

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