zum Hauptinhalt

Kultur: Was ist ein guter Dirigent?

Immer wieder stehen Symphonieorchester oder Opernhäuser vor der Situation, sich einen neuen Dirigenten suchen zu müssen - und damit vor der Frage: Wer ist der geeignete, wenn nicht der "beste" Dirigent? Vor gut hundert Jahren wurde von dem damaligen Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesterns, Hans von Bülow, die Behauptung aufgestellt: Es gäbe keine guten oder schlechten Orchester, sondern nur gute oder schlechte Dirigenten.

Immer wieder stehen Symphonieorchester oder Opernhäuser vor der Situation, sich einen neuen Dirigenten suchen zu müssen - und damit vor der Frage: Wer ist der geeignete, wenn nicht der "beste" Dirigent? Vor gut hundert Jahren wurde von dem damaligen Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesterns, Hans von Bülow, die Behauptung aufgestellt: Es gäbe keine guten oder schlechten Orchester, sondern nur gute oder schlechte Dirigenten.Damit wollte er wohl die eigene Verantwortung herausstellen.Über diesen Satz wird noch immer gestritten.Selbst in Orchestern sind die Meinungen selten einstimmig.

Wenn man das Verhältnis zwischen Dirigent und Orchester mit einer Ehe vergleicht, was oft geschieht, darf man nicht nur Ehemänner (also die Dirigenten) befragen, wer sich am besten für diese Ehe eignet: die Stellungnahme des "weiblichen" Partners (sprich: des Orchesters) ist unerläßlich und aufschlußreicher.Und auch das Publikum hat seine Meinung.Das handwerkliche Können darf bei einem Dirigenten in Spitzenposition vorausgesetzt werden Auf der Gefühlsebene hat jeder seine eigene Ausstrahlung, wie auch jeder Mitwirkende oder Zuhörer seine ganz eigene Antenne.Ein Dirigent ist meistens ein Mann, manchmal auch eine Frau.Beide, ob Mann oder Frau, tragen männliche und weibliche Anteile in sich.Im Karrierestreben dominieren männliche Durchsetzungsgelüste; doch die Zukunft muß weiblicher werden, das sagen Margarete Mitscherlich und viele andere - sonst sind die Aussichten düster.Am Dirigenten, der sich öffentlich und gleichzeitig so intim offenbart, lassen sich diese Veranlagungen hervorragend studieren.Der "weiblichste" von allen Dirigenten war Furtwängler.

Der Dirigent ist in seinem Beruf doppelt abhängig: Die Musik bekommt er vom Komponisten geliefert, den Klang erzeugt das Orchester.Er selbst spielt "nur" eine Vermittlerrolle.In früheren Jahrhunderten war er überflüssig.Heute ist er zur entscheidenden Person im Musikleben geworden.Früher mußte er manchmal gar bezahlen, wenn er das Glück genießen wollte, im Mittelpunkt einer Darbietung zu stehen und mit seinem Stöckchen Traumwelten zu erschließen.Als er Geld dafür bekam, war es lange Zeit kaum mehr als das zweifache Musikerhonorar, heute ist es das Hundertfache.Da sich noch immer so schwer beweisen läßt, wer der Größte ist, läßt man eben Zahlen sprechen.

Das Berliner Philharmonische Orchester sucht einen neuen Chefdirigenten.Die Mitglieder des Orchesters dürfen darüber abstimmen und entscheiden.Und das ist gut so, jedenfalls besser, als einem Intendanten oder Kultursenator die Entscheidung zu überlassen.Aber was ist mit dem Publikum? Alle Musikveranstaltungen zielen auf ein Publikum, das reichlich erscheinen und bezahlen und sich begeistern soll.Deshalb sollte das Publikum mitreden oder Fragen stellen dürfen, wohin die zukünftige Entwicklung führe.Das Publikum ist wirklich gefragt und sollte sich nicht zurückhalten.

Am Sonnabend, 24.April, veranstaltet die Mozart-Gesellschaft Berlin-Brandenburg, deren Vorsitzender der Autor ist, um

15 Uhr 30 im Kammermusiksaal der Philharmonie eine Podiumsdiskussion zum Thema "Was ist ein guter Dirigent ?".

WERNER THÄRICHEN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false