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Kultur: Was ist ein Jude? Wie erkennt man ihn?

Cilly Kugelmann, Leiterin der Abteilungen für Bildung und Forschung im Jüdischen Museum Berlin (JMB), wird ab September 2002 Stellvertretende Direktorin des von W. Michael Blumenthal geleiteten Hauses.

Cilly Kugelmann, Leiterin der Abteilungen für Bildung und Forschung im Jüdischen Museum Berlin (JMB), wird ab September 2002 Stellvertretende Direktorin des von W. Michael Blumenthal geleiteten Hauses. Ihr Vorgänger, der Neuseeländer Kenneth Gorbey, war seit April 2000 Projektdirektor für die Eröffnung des JMB. Kugelmann hat von 1986 bis 2000 im Jüdischen Museum ihrer Geburtsstadt Frankfurt (Main) gearbeitet. Bei einer Pressekonferenz, die auch der neuen JMB-Ausstellung von Freud-Gemälden Robert Longos galt (Bericht folgt), stellte sie das künftige Programm vor. Wechselausstellungen sollen darin eine wachsende Rolle spielen. In der vormals überfrachteten Dauerausstellung seien nun, nach dem Abbau von 300 Objekten, manche Installationen besser wahrnehmbar. Die häufigsten Besucherfragen lauteten "Was ist ein Jude" und "Wie erkennt man einen Juden"; sie wolle "Möglichkeiten anbieten, diese Fragen zu beleuchten". Bei den nächsten Ausstellungen gehe es um Emigranten zur NS-Zeit, um jüdischen Diamatenhandel, jüdische Banken, um das Drama der "Exodus", um jüdische Weihnachtsfeiern. Mit dem Jewish Museum New York plane man zwei Ausstellungen zeitgenössischer Kunst: "Ich bin jüdisch - was bist du" und Inszenierungen von fünf Kuratoren zum Thema "Jüdische Identität". Für Herbst 2003 sei eine große Ausstellung zur Magie der Zahlen in Vorbereitung.

Der 76jährige Blumenthal, dessen Vertrag als Direktor gerade um fünf Jahre verlängert worden ist, reagierte zögernd auf die Frage, ob das JMB sich der aktuellen Antisemitismus-Debatte stelle. Man habe zwar erkannt, dass die Dauerausstellung das Thema "Spannungen" - zwischen Deutschen und Juden sowie innerjüdischer Art - gründlicher reflektieren müsse. Aus Wahlkämpfen halte man sich jedoch heraus. Scharons Politik sei natürlich kritisierbar, nur nicht als explizit jüdisch. Er hoffe, "dass sich nun nicht eine beträchtliche Zahl von Antisemiten dieses Konfliktes bedient." Man müsse sich eben vorsichtig ausdrücken: Auch das sei eine Lektion der Geschichte. Den laufenden Streit verfolge er bisweilen "mit Entsetzen".

tl

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