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Was machen wir heute?: Auf die Zahnfee warten

Zahnausfall ist ansteckend. Davon bin ich jetzt fest überzeugt.

Zahnausfall ist ansteckend. Davon bin ich jetzt fest überzeugt. Jedenfalls fester, als es die Zähne in meiner Welt derzeit sind. Angefangen hat es bei Fritzi. Der ist eigentlich eine Die und überdies ein Meerschwein. Und als Meerschwein ist man schon eine arme Sau, wenn man seine zwei Zähne verliert. Das heißt für Wochen Möhrenpüree und Heu in kleinen Portionen. Immerhin ist bei Fritzi der Zahn nachgewachsen, was man in meinem Fall nicht vermuten kann. Deshalb kämpfen drei Zahnärzte und ich heftig um den Backenzahn, der leider ein Loch und dazu noch ganz komplizierte Zahnwurzelkanäle hat. Und weil die so wahnsinnig schwierig zu behandeln sind, wird die Behandlung auch ganz teuer. Da kann selbst die Zahnfee nicht helfen, falls sie bei mir anschließend überhaupt kommt.

Die Zahnfee legt nämlich eine Goldmünze unters Kopfkissen, wenn ich den alten Büchern glauben darf. So haben es die alten Briten und Amerikaner schon vor über hundert Jahren gehalten. Damals hatten die Hexen noch die Oberhand über ausgefallene Zähne, und so verwundert es nicht, dass man ihnen eine Fee entgegengestellt hat, die mit Gold nur so um sich schmiss. Seither ist der Goldpreis unheimlich gestiegen, und die Zahnfeen sind auf Alternativen umgestiegen.

In Leonies Fall hat sie sich für eine hübsche Kette entschieden. Leonie hat kurz nach Fritzis und meinem Dilemma ihre ersten beiden Milchzähne verloren. Damit gehört die Siebenjährige nicht gerade zu den Frühstartern, aber für die Zahnfee ist man ja nie zu alt. Oder doch? Bei meinem Zahnarzt hing ein lustiges Plakat: Möchten Sie die Zahnfee kennenlernen? Ja, das möchte ich. Ich möchte nämlich endlich den pädagogischen Widerspruch aufgeklärt bekommen, warum Kinder ihre Zähne erst putzen sollen, damit sie ausfallen und die Zahnfee sie mitnimmt, und anschließend die neuen putzen, damit sie nicht mehr ausfallen. Ich warte auf eine Antwort, und wenn ich keine bekomme, wenigstens auf das Goldstück. Ingo Wolff

Tipp für Zahnfeen: Kinderketten gibt es sonntags auf dem Kunstmarkt Straße des 17. Juni.

Ingo Wolff

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