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Was machen wir heute?: Ausflüge erzwingen

Manchmal beneide ich die Mädchenmütter mit ihrem wissbegierigen Nachwuchs. Die gehen ins Theater, sie singen im Kinderchor der Deutschen Oper, lernen in Museumsworkshops Kalligrafie und blicken sonntags hinter die Kulissen der Staatsoper.

Manchmal beneide ich die Mädchenmütter mit ihrem wissbegierigen Nachwuchs. Die gehen ins Theater, sie singen im Kinderchor der Deutschen Oper, lernen in Museumsworkshops Kalligrafie und blicken sonntags hinter die Kulissen der Staatsoper. Das ist doch interessant, auch für die Eltern! Ich finde alles toll, was Kollegen in befreundeten Institutionen oder auch freie Künstler anbieten, um Kinder an ihre Arbeit oder die Wunder dieser Welt heranzuführen.

Umso härter ist für mich die Erkenntnis: Meine Jungs sind gegen pädagogische Bemühungen dieser Art komplett immun. Sie haben nur zwei Dinge im Kopf: Skateboardfahren und ein Facebook-Computerspiel namens „Backyard monsters“. Wenn ich ihnen anbiete, in den Ferien zu einer Kinderführung durch den RBB zu gehen, mault Timmy: „Ich höre zwar gern Radio, aber ich will nicht wissen, wie es gemacht wird.“ Wenn der Segelverein einen gemeinsamen Ausflug ins Gripstheater vorschlägt, sind meine Jungs sogar empört (Timmy, 11: „Da müssen wir ja im Dunkeln sitzen!“, Lucas, 8: „Ich hasse Theaters!“). Kürzlich wollte ich unserem Klavierspieler Lucas eine schöne CD schenken, auf der ein Pianist Kindern das Klavier erklärt, und erntete einen wahren Wutausbruch: „Ich hasse solche CDs! Du hast mir schon acht Stück davon geschenkt (eine grobe Übertreibung), hör endlich auf damit!“

Immerhin konnte ich sie zu einem Ausflug aufs Tempelhofer Feld überreden. Auf der Hinfahrt in der Ringbahn habe ich mir erlaubt, in homöopathischen Dosen einige Hinweise zur Berliner Geschichte zu geben (Antwort: „Mama, ich brauche neue Räder für mein Skateboard.“). Es war ein harmonischer Ausflug. Die Kinder haben, ohne sich umzugucken, geskatet, was das Zeug hielt, wir Eltern sind kilometerweit spaziert und haben den Drachenfliegern und Skateboard-Surfern zugesehen. Es gibt dort auch hochinteressante Schautafeln zur Flora und Fauna auf dem Feld. Den Jungs habe ich das aber nicht verraten. Es hätte sie nur wütend gemacht. Dorothee Nolte

Tempelhofer Feld, besonders toll an windigen Tagen.

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