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Was machen wir heute?: Autohändler traurig

Der rieche nur jetzt komisch, das würde noch gereinigt. Sagte der Autohändler, als ich die Tür zum Seat-Gebrauchtwagen aufmachte und eine Wolke hinaussprang.

Der rieche nur jetzt komisch, das würde noch gereinigt. Sagte der Autohändler, als ich die Tür zum Seat-Gebrauchtwagen aufmachte und eine Wolke hinaussprang. Na gut, ausprobieren kann ich das Auto trotzdem, schließlich bin ich auf der Suche nach einem und da gehört Probefahren zu. Ich öffnete das Fenster und zuckelte von dannen, einmal im Bogen um die Autohändleradresse herum. Dann parkte ich wieder und fing an zu mäkeln. Das könne man alles regeln, sagte der Händler und ließ mich stehen, um sich ein paar BMW-Interessenten zu widmen. Na toll, dachte ich.

Im Internet geriet ich an ein großes Autohaus in Süd-Neukölln. Ich fuhr hin und stand zwischen blinkenden Neuwagen, von denen ich einen testen wollte. Kein Problem, sagte ein Verkäufer mit traurigen Augen. Ich solle nur unterschreiben, dass ich mit 500 Euro dabei bin, falls ich etwas demoliere. „500 Euro! Für einen Schaden an einem Auto, das mir nicht mal gehört?“ Ich schrie auf. Das sei überall so, sagt der Händler. „Bei dem Seat nicht!“ War das denn ein Neuwagen? „Trotzdem“, sagte ich und ging. Anderntags erkundigte ich mich und alle Welt bestätigte, dass Selbstbeteiligung normal sei.

So fuhr ich erneut zu dem Autohaus. Der Autoverkäufer sah noch etwas trauriger aus, als er dasselbe Formular zum zweiten Mal ausfüllte. Ich fuhr flott vom Hof, aber dann war es plötzlich stockdunkel. Das hatte ich nicht bedacht. Stadtplanlos verlor ich bald die Orientierung, kreiste hier lang und da lang, aber das Autohaus war wie vom Erdboden verschluckt. Schließlich hielt ich ein Taxi an. Ob er mir vorfahren könne zur Johannisthaler Chaussee. Kein Problem, sagte er und fuhr zur Joachimstaler Straße. Ich war den Tränen nah. Was, wenn ich das verdammte Fahrzeug bis Ladenschluss nicht abliefern kann? Ich suchte noch ein Taxi, erreichte den Hof mit Müh und Not, da stand der traurige Händler quasi im Mantel an der Tür. Informationen zum Fahrzeug wollte er mir nicht mehr geben. Ich fühlte mich furchtbar. Vielleicht hat Autofahren doch keine Zukunft. Ariane Bemmer

Radfahren im Regen ist aber auch doof

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