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Was machen wir heute?: Bauen und trinken

Die Baustelle war im Sozialismus ein mythisch überhöhter Ort, eine Geschichte des Sozialismus ließe sich anhand ihrer Baustellenfilme erzählen. Da ist etwa „Spur der Steine“ aus den 60er Jahren, wo ein paar Bauarbeiter als gesetzlose Cowboys auftreten.

Die Baustelle war im Sozialismus ein mythisch überhöhter Ort, eine Geschichte des Sozialismus ließe sich anhand ihrer Baustellenfilme erzählen. Da ist etwa „Spur der Steine“ aus den 60er Jahren, wo ein paar Bauarbeiter als gesetzlose Cowboys auftreten. Oder „Die Architekten“, einer der letzten DEFA-Filme, der von einer Gruppe junger Architekten handelt, die beim Bau eines Kulturzentrums für einen Berliner Neubaubezirk an den ökonomischen und ideologischen Zwängen scheitern. Heute scheitern Architekten seltener an ihren gesellschaftlichen Idealen und öfter am Konkurrenzkampf.

Dass Bauen ein zentrales gesellschaftliches Projekt sein müsste, sollen Bauausstellungen zeigen. 2020 wird Berlin zum dritten Mal Schauplatz der Internationalen Bauausstellung sein; 1957 wurde das Hansaviertel gebaut, 1984 ging es um behutsame Stadterneuerung. Diesmal wird man sich um die Brachen des Flughafen Tempelhof kümmern. Es geht um viel Geld – und es ist ja auch eine Interpretationsfrage, ob man leere Flächen als etwas Unvollständiges sieht oder als Freiraum. Nicht jeder Raum, der nicht bebaut wurde, ist deshalb „leer“, im Gegenteil, Berlin verdankt seine Anziehungskraft ja erheblich dem Umstand, dass hier immer wieder Räume erobert werden können, jenseits von ökonomischem Kalkül.

In der alten Zollgarage des Flughafens Tempelhof hat man im Januar das IBA-Studio eingerichtet, in dem noch bis Mai wöchentlich Diskussionen über die Leitideen zur IBA stattfinden. Man spricht von den „Kapitalien“ Berlins zwischen „Hauptstadt“, „Raumstadt“ und „Sofortstadt“, es geht um Klimawandel, Integration und Teilhabe. Dem Raum, den man nutzt, sieht man seine Geschichte noch an, ein gutes Zeichen, auch dass es eine Bar gibt. Alkohol spielte schon bei „Die Architekten“ eine wichtige Rolle, der Beruf hat seine Tücken. Jochen Schmidt

Donnerstag, 3. März, 19.30 Uhr, IBA Studio: Diversität als Stadtkapital – Wie kann die IBA Berlin 2020 die Vielfalt des Wohnens in Berlin weiterentwickeln? Eintritt frei.

Jochen Schmidt

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