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Was machen wir heute?: Bei den Agglos übernachten

Das Schlimmste an Städten ist das, was um sie herum liegt. Im Fall von Basel trug der Gürtel aus zu Schlafghettos verkommenen Dörfern und fiesen Industrie- und Gewerbeflächen entscheidend dazu bei, dass ich eines Tages aus der geliebten Heimat fliehen musste.

Das Schlimmste an Städten ist das, was um sie herum liegt. Im Fall von Basel trug der Gürtel aus zu Schlafghettos verkommenen Dörfern und fiesen Industrie- und Gewerbeflächen entscheidend dazu bei, dass ich eines Tages aus der geliebten Heimat fliehen musste. Fast jeder Quadratmeter rund um Basel ist zugebaut. Die Bewohner dieser als „Agglomeration“ bezeichneten Zone wurden von uns Städtern „Agglos“ genannt, was abschätzig klingt und auch so gemeint ist. Natürlich ungerecht, denn beileibe nicht alle Agglos sind Dödel. Doch wie die Vororte von Basel schon heißen: Aesch, Lausen, Allschwil, Frenkendorf-Füllinsdorf. Man kriegt da leicht Beklemmungen, wie in einem Film von Michael Haneke.

Im Fall von Berlin heißt das, was drum herum liegt, Brandenburg – und genießt ebenfalls nicht den besten Ruf. Erfreulich immerhin, dass es dort weniger Beton gibt als rund um Basel und weniger Menschen. Aber die Brandenburger: Wie man so hört, sollen manche drauf sein wie Thilo Sarrazin. Meine Erfahrungen mit der Berliner Agglomeration beschränkten sich bisher auf vereinzelte Kurzbesuche. Kein Wunder, dass ich nervös war vor diesem Urlaub, zehn Tage Brandenburg.

Doch ich muss sagen: Die sind nett und lustig da! In einem Nest namens Gramzow etwa kehrten wir im vielleicht einzigen Eissalon weltweit ein, in dem es auch Matjes mit Bratkartoffeln gibt. Und in Waldsieversdorf, in einer ehemaligen Mühle, schenkte uns die Vermieterin zum Frühstück Spezialeier mit lindgrüner Schale, die himmlisch schmeckten.

In Berghausen übernachteten wir in einer Ferienwohnung mit wunderschönen Holzschränken. Dezent restaurierte, antike Bauernmöbel, dachten wir. Doch die Herbergsmutter erklärte: „Gab’s bei Metro als Bausatz. Sehr preiswert.“ Ganz schön gewieft, diese Berliner Agglos! Ob ich bei meinem nächsten Basel-Besuch mal wieder einen Abstecher nach Frenkendorf-Füllinsdorf wage? Till Hein

Zimmer mit Metro-Schrank: Uckermark Pension, Berghausen 7, 17291 Seehausen/ Oberuckersee, Telefon 039863-789777

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