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Was machen wir heute?: Clubben

In einer neuen Stadt fühlt man sich schnell allein. Besonders in einer Monsterstadt wie Berlin.

In einer neuen Stadt fühlt man sich schnell allein. Besonders in einer Monsterstadt wie Berlin. Du darfst dich nicht wundern, wenn du deine paar Berliner Freunde nach dem Umzug plötzlich viel seltener siehst als damals, als du nur gelegentlich zu Besuch kamst. Beim Club der polnischen Versager fand ich Anschluss. Die sind tolerant und nehmen auch Basler. Alter, Beruf, Geschlecht, IQ, alles egal. Und nur 50 Cent kostete die Mitgliedschaft für eine Nacht. Abend für Abend trat ich aufs Neue bei. Das Bier schmeckte, man saß wie in einem gemütlichen Wohnzimmer, und gelegentlich wurden Kurzfilme gezeigt, Nacktfotos von Ohren ausgestellt, oder es trat eine Jazzpunkband auf. Der Club hat mir den Einstieg ins Berliner Leben leicht gemacht. Vor wenigen Monaten hat ein weiterer Privatclub eröffnet: das „Soho House Berlin“, nach Londoner Vorbild. Selbstverständlich gab das eine Aufregung: „Elitär“ sei der Laden und „unberlinerisch“. 75 Euro pro Monat kostet die Mitgliedschaft, also 2 Euro 50 pro Tag. Fünfmal mehr als beim Club der polnischen Versager. Aber hier kann man Kurse besuchen wie „Body Pump“ oder „Bauch Pur“. Es gibt eine Dachterrasse mit Pool sowie eine „Library“ mit Plüschsesseln, in der mehr Schnapsflaschen als Bücher stehen. Ein Kino hat der Club, eine Saunalandschaft und ein Hotel. Im Aufzug trifft man schöne, junge Menschen in Flip-Flops. „Warum bist Du nicht in New York?“, fragt einer. „Ach weißt Du“, antwortet sein Spezi und lächelt, „einer muss ja arbeiten.“ Alle hier sind super drauf. Sogar Damien Hirst war bereits Gast. Er hat im Parterre einen Hai an die Wand gesprayt. Elitär? Einen IQ-Test verlangt hier keiner. Ein Empfehlungsschreiben von einem Mitglied sei aber „schon von Vorteil“, sagt die PR-Dame. Filmleute, Künstler, Medienschaffende seien besonders willkommen. Mögen sie hier Geborgenheit finden, so wie ich einst in meinem Club. Till Hein



Soho House Berlin, Torstraße 1, www.sohohouseberlin.com, Club der polnischen Versager, Ackerstraße 168, www.polnischeversager.de

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