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Was machen wir heute?: Das alte Berlin besuchen

Der Herbst leuchtete. Beim Landeanflug auf Tegel war die Sicht auf die geteilte Stadtlandschaft samt Mauer klar wie selten, mittendrin die Urzelle Berlins mit der Nikolaikirche, die Knöpfe der beiden Türme blinkten golden in der Sonne.

Der Herbst leuchtete. Beim Landeanflug auf Tegel war die Sicht auf die geteilte Stadtlandschaft samt Mauer klar wie selten, mittendrin die Urzelle Berlins mit der Nikolaikirche, die Knöpfe der beiden Türme blinkten golden in der Sonne. Unsereinem wurde ganz weh ums Herz. Da unten feierten sie den 40. Jahrestag der DDR, es war der 7. Oktober 1989. Kein Mensch ahnte damals, wie bald sich alles, alles wenden würde. Beim Anblick der ältesten Kirche Berlins, in der das Stadtmuseum Regie führt, fällt der Rentnerin immer jener seltsame Augenblick ein. Neulich flüchtete sie sich vor dem Regen hinein und war überrascht, vergessen der trübe Tag in diesem lichtdurchfluteten Raum. So schön wie heute kann er noch nie gewesen sein, dachte sie, aber das haben ja restaurierte Schauplätze an sich.

Unsere Museumskirche hat es in sich, 800 Jahre Stadtgeschichte spiegeln sich darin. Um 1230 wurde mit dem Bau begonnen, diverse Umbauten folgten, den zweiten Turm erhielt sie überhaupt erst im 19. Jahrhundert. Nach der Kriegszerstörung war sie eine traurige Ruine, bis sie zur 750-Jahr-Feier 1987 samt Nikolaiviertel wiedererstanden ist, und jetzt ist sie schon wieder saniert worden. Ausgrabungen sind zu sehen, kleine Schätze wie Münzen, Kinderspielzeug, eine bunte Ofenkachel aus der Renaissance. Das Kostbarste aber ist sicher das Altartuch, das Nonnen um 1250 im märkischen Kloster Zehdenick stickten.

Viele Würdenträger haben sich hier ihre Grabstätten gesichert, vergessene neben klangvollen Namen. Paul Gerhardt wirkte hier, der Pfarrer und Dichter, der standhaft sein lutherisches Bekenntnis verteidigte und dafür vom calvinistischen Großen Kurfürsten entlassen wurde. Hier wurde 1809 die erste Berliner Stadtverordnetenversammlung vereidigt. Und im Januar 1991 konstituierte sich in der Nikolaikirche das erste Gesamtberliner Abgeordnetenhaus. Sie ist eben auch ein echtes Berliner Wahrzeichen.Brigitte Grunert

Nikolaikirche, Nikolaikirchplatz 1, offen täglich 10 – 18 Uhr, Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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