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Was machen wir heute?: Die Bärenpräsidentin besuchen

Mit Knut ging es mir früher ähnlich wie mit Eckart von Hirschhausen. Ich fand ihn völlig okay.

Mit Knut ging es mir früher ähnlich wie mit Eckart von Hirschhausen. Ich fand ihn völlig okay. Der Junge schien mir in der Öffentlichkeit lediglich ein wenig überrepräsentiert. „Wahrscheinlich kriegt er bald auch noch den Friedensnobelpreis!“, dachte ich. Es war wohl der blanke Neid. Jetzt jedenfalls, wo Knut nicht mehr ist, fehlt er mir.

Dabei hatte ich neulich die Ehre, Schnute kennenzulernen, die offizielle Berliner Stadtbärin. Ich beobachtete, wie die Grande Dame der Berliner Bärenwelt Ananas verzehrte. Sie ist 30, was bei Braunbären als betagt gilt.

Bereits lange vor Knut waren Bären in Berlin hoch angesehen, erfuhr ich. Auf einem Gildebrief der Berliner Kürschner aus dem Jahr 1280 bewachen zwei dieser Tiere einen kostbaren Schild: der Beginn einer eindrucksvollen Karriere auf Siegeln, Wappen und Fahnen. In den 30er Jahren beschlossen die Berliner, ihr Wappentier in Fleisch und Blut mitten im Stadtzentrum anzusiedeln und erbauten die Stadtbärenresidenz im Köllnischen Park.

Der Aufgabenbereich von Schnute scheint mir ähnlich definiert, wie der des Bundespräsidenten. Sie hat keine wirkliche Macht. Sie soll lediglich freundlich sein und sich anmutig gebärden vor Menschen aus aller Welt. Auf diese Weise kann sie viel tun für das Ansehen ihrer Heimat. Immerhin fällt den meisten Menschen zum Stichwort „Berlin“ eher der Bär ein, als – was realistischer wäre – der Pleitegeier. Und es ist gut möglich, dass Knut nicht zuletzt dank der traditionsreichen Berliner Bärenaffinität ein Star wurde und unzählige Touristen hierher lockte.

In meiner alten Heimat hingegen fungiert der Basilisk als Wahrzeichen. Ein giftgrünes, drachenartiges Ungeheuer, das, falls es jemals existiert hat, längst ausgestorben ist. Wenn ich das nächste Mal in Basel bin, muss ich ins Stadtarchiv gucken. Vielleicht findet sich bei uns ja auch ein Gildebrief aus dem Mittelalter, mit einem Sympathieträger drauf. Ein Murmeltierli könnte zu uns passen. TILL HEIN

Schnute residiert mit Tochter Maxi im Stadtbärenzwinger hinterm Märkischen Museum

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