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Was machen wir heute?: Die billigen Plätze ausprobieren

Wie eine Mutterdie Stadt erleben kann.

Manchmal ist das billigste das Beste. Das Prinzip kennt man aus den Tests der Stiftung Warentest, wenn mal wieder einer der Discounter ganz oben auf dem Treppchen steht. Das Discount-Prinzip funktioniert aber wundersamerweise auch in der Kultur. Zumindest, wenn man mit Kindern in die Oper geht.

Vor einiger Zeit waren Linda und ich in der Komischen Oper. Wir hatten Karten für den „Vetter aus Dingsda“, tolle Karten, siebte Reihe, Mitte. Super Blick auf die Bühne, gute Akustik. Nun muss man allerdings wissen, dass der „Vetter aus Dingsda“ eine recht turbulente Verwechslungskomödie ist, bei der es um Liebe geht, eine reiche Erbin, einen fernen Angebeteten, einen nahen Verehrer und zwei miese Vormunde.

Da ist es nicht einfach, jederzeit zu wissen, was gerade auf der Bühne gespielt wird. Es kam, was kommen muss: Nach einiger Zeit begann das Kind Fragen zu stellen. „Ist das der Vetter?“ „Pssst“. „Sag doch mal, nur kurz.“ „Nein.“ „Wie, nein?“ „Ist nicht der Vetter.“ „Wer ist das dann?“ „Der Neffe.“ „Welcher Neffe?“ „Pssst“. Die älteren Herrschaften um uns herum wurden unwirsch. Böse Blicke trafen uns, das ist verständlich. Nur: Was soll man tun?

Wir haben das Problem durch einen Umzug gelöst. Wir haben unsere guten Plätze geräumt und haben uns nach oben verzogen. Dort saßen wir dann, mutterseelenallein im zweiten Stock, links außen, neben den Lampen. Das Kind konnte fragen, es konnte aufstehen. Wir haben sogar den Orchestergraben und die Musiker gesehen. Von oben konnten wir auf unsere alten Plätze herabblicken. Sie waren leer und langweilig. Unterm Dach fühlten wir uns froh und frei. Die billigen Plätze – manchmal können sie sehr, sehr schön sein. Heike Jahberg

Der „Vetter aus Dingsda“ wird erst wieder am 12. Dezember um 19.30 Uhr aufgeführt. Am 2. Oktober um 16 Uhr kann man aber einen Blick hinter die Kulissen der Komischen Oper werfen. Bei der Deutschen Oper gibt es die nächste Familienführung am 24. Oktober um 15.30 Uhr.

Heike JahbergD

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