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Was machen wir heute?: Drosselklappen verstehen

Es wird an dieser Stelle selten über Autos berichtet. Das liegt vielleicht daran, dass den Menschen das Auto als zu gewöhnlich erscheint.

Von David Ensikat

Es wird an dieser Stelle selten über Autos berichtet. Das liegt vielleicht daran, dass den Menschen das Auto als zu gewöhnlich erscheint. Man setzt sich halt hinein und fährt, wohin man will. Mir geht es anders. Ich setze mich eher selten hinein, stets misstrauisch, ob man ein Ziel ganz ohne Fahrrad oder Straßenbahn erreichen kann. Schuld am Misstrauen ist die Autobatterie. Denn deren Dialektik besteht darin, dass ohne sie ein Losfahren unmöglich ist, dass jedoch das Fahren (also das Losgefahrensein) Voraussetzung für ihr Geladensein ist, mithin fürs nächste Losfahren. Je seltener man also fährt, desto geringer ist die Chance, dass die Batterie ihre Ladung aufrecht erhält. Und je seltener man fährt, desto weniger selbstverständlich ist einem das Radioausschalten am Ende jeder Fahrt.

Ich habe es nicht ausgeschaltet, stieg zehn Tage darauf – misstrauisch – ins Auto ein – welches mein Misstrauen bestätigte. Der freundliche Herr vom Automobilclub klemmte ein Messgerät an die Batterie, sagte: „Nee, Meesta, von nüscht kommt nüscht“, gab Starthilfe und stellte weiterhin fest: „Der säuft ja sofort wieda ab. Da hat die Steuerelektronik ’n Hau abjekriegt. Hat soßusa’ng vajessen, wie viel Benzin se einspritz’n muss. Weil der janze Saft weg war. Sehnse!“

Ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich vermutlich das Radio nicht ausgeschaltet hatte, war also auch seiner Meinung nach selber Schuld am „Hau“ der Steuerelektronik. Er machte alles wieder heil, und gab mir eine schöne Gelegenheit, Abbitte zu leisten: Er erzählte von Drosselklappen, Luftzufuhr, Regelelektronik, Ladestrom, ich hörte aufmerksam zu, stellte erstaunte Nachfragen und startete sofort das Auto, wenn er, den Kopf im Motorraum verborgen, darum bat. Dann fuhr ich eine Stunde lang durch die Stadt, nirgendwo hin, allein um der Batterie ihren Ladestrom zukommen zu lassen. Das Radio machte ich gar nicht erst an – das zieht sowieso nur Strom, und man soll sich auch auf die Motorgeräusche konzentrieren. David Ensikat

Geben Sie Ihrer Batterie, wonach sie verlangt. Fahren Sie Auto, immer nur Auto!

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