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Kultur: Was machen wir heute?: Eine Premiere feiern

Heute Abend eröffnet in Mitte ein neuer Club: Der Mudd Club. Kommt Ihnen der Name bekannt vor?

Heute Abend eröffnet in Mitte ein neuer Club: Der Mudd Club. Kommt Ihnen der Name bekannt vor? Stimmt, es hat schon mal einen Mudd Club gegeben. Was das New Yorker Studio 54 für Disco bedeutete, war der Mudd Club für die Kunst- und Punk-Szene von Downtown Manhattan Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre - Wohnzimmer und Talentbühne zugleich.

In dieser Zeit war New York noch ein musikalischer und künstlerischer Hexenkessel: In der Bronx wurde gerade HipHop erfunden, Graffiti wechselte von U-Bahnzügen in die Kunst-Galerien, und in Manhattan wurden die Nachwehen von Punk mit dem Groove von Disco fusioniert.

Im Mudd Club kamen die wichtigsten Protagonisten dieser Jahre zusammen. Um sich zu feiern und um zu den musikalischen Innovationen zu tanzen, die zu dieser Zeit gewissermaßen gleich um die Ecke entstanden. Blondie, die Talking Heads oder Gray, die Band des Malers Jean-Michel Basquiat und des Allround-Talents Vincent Gallo, gaben hier ihre ersten Konzerte, und im Publikum standen David Bowie, Andy Warhol, Keith Haring oder die damals noch unbekannte Tänzerin Madonna Louise Ciccone und hörten begeistert zu. Für zwei, drei Jahre war der Mudd Club so etwas wie der der Mittelpunkt der Erde. Dann machten die größten Talente der "Downtown Scene" Karriere, den anderen gingen die Ideen aus, und der Club verlor seinen Glanz. Irgendwann in den mittleren 80er Jahren wurde er geschlossen.

Jetzt soll es mit dem Mudd Club weiter gehen. In Mitte. Der Gründer des alten Mudd Club, Steve Mass, ist vor einem halben Jahr der Liebe wegen nach Berlin gezogen. Ob er dabei auch schon die Idee hatte, einen neuen Club zu eröffnen, weiß ich nicht, jedenfalls hat er in der Großen Hamburger Straße die idealen Räume für den Mudd Club Berlin gefunden, wie in seinem alten Laden muss man auch hier ein paar Treppen hinuntersteigen. Für sein Programm hat sich Steve Mass neben anderen auch die Macher vom Pogo-Club, Oskar und Boris, ins Haus geholt. Die mussten mit ihrem Club-Abend vor kurzem aus den Kunstwerken in der Auguststraße weichen, wegen Beschwerden der Nachbarn.

Wir dürfen gespannt sein, was heute Abend und in den nächsten Wochen passiert. Denn bekannt ist das Pogo ja mittlerweile auch geworden. Nicht gerade wegen außergewöhnlicher Musik (die DJs spielten eigentlich immer das Gleiche) und oder etwa künstlerischer Impulse, die daraus hervorgegangen wären, sondern wegen der jungen deutschen Medienstars, den Popliteraten, Schauspielern, DJs, die sich dort selbst feierten. Im Pogo ging es manchmal regelrecht hysterisch zu, wenn etwa Nicolette Krebitz hinter den Plattenspielern stand und Nirvana spielte.

Nun also will sich eine alte Legende mit der neuen Mitte verbinden. Oder müssen wir ab sofort sagen: Downtown Berlin?

Daniel Haaksman

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