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Was machen wir heute?: Eine Wohnung suchen

Wie ein Neuberlinerdie Stadt erleben kann

Als Sohn Helvetias hat man mitunter einen schweren Stand. Farasi, das Nilpferdbaby aus dem Basler Zoo, macht gerade diese Erfahrung: Keine Weltkarriere als tierischer Popstar steht ihm bevor, wie jüngst dem Eisbären K. aus Berlin. Farasi könnte vielmehr an die Löwen verfüttert werden. Der Grund: Wohnungsmangel. Das Gehege im Zolli ist zu klein für die Nilpferdfamlie. Schon in wenigen Jahren wäre Farasi eine tödliche Gefahr für seinen Vater. Ödipus lässt grüßen. Seine Mutter, Helvetia, kann da auch nichts tun.

Farasi muss weg. Blöderweise aber scheint der Bedarf nach Nilpferdjungs aus Basel eher gering zu sein. Nicht nur in der schönen Schweiz, auch in Deutschland. Dabei haben wir Basler in den letzten Jahren so viele Kulturfuzzis und Mediziner aus Deutschland aufgenommen. Wen wundert’s, dass die „Schwoobe“ bei uns als überheblich gelten.

Auch für Zweibeiner aus Basel gibt es derzeit wenig Lebensraum in Deutschland. Zumindest hier in Kreuzberg. Ich dachte ja, in 36, weit weg vom Bergmannkiez, seien die Käfige noch bezahlbar. Vielleicht stimmt das ja auch. Aber dann lebt schon jemand drin.

Eine leere Behausung hab ich schließlich doch entdeckt: Gut 400 Euro warm. Nicht gerade geschenkt. Vierter Stock ohne Lift. Wenn ich meine Kumpels da beim Umzug einspanne, kostet mich das mindestens drei Freundschaften, rechnete ich aus. Immerhin: Ganz in der Nähe des 1,5-Zimmer-Käfigs ist ein 24-Stunden-Getränkeladen. Da treffen sich nachts blaue Zeitgenossen, und ich könnte vielleicht neue Leute kennenlernen. Leider haben die fast alle Hunde. Angenehmer als hungrige Löwen zwar, aber ich bin auch kein Liebhaber der Doggen.

Wie sich Farasi wohl entscheiden wird? Er hat jetzt das Angebot bekommen, bei einem Zirkus mitzumachen. Ich kann ihm nur zuraten. Als Artist kommt man viel rum. Und man muss sich nicht mit Wohnungsspekulanten herumschlagen. Viel Glück, Farasi! Till Hein

Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi (noch ohne Nilpferd): Wiener Str. 59 H, www.cabuwazi.de; nächste Vorstellung: Sonntag, 16 Uhr

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