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Kultur: Was machen wir heute?: Erotisch durch den Winter kommen

Erotik ist eine Sache des Augenblicks. Man könnte auch behaupten, sie ist eine Sache des Sommers.

Erotik ist eine Sache des Augenblicks. Man könnte auch behaupten, sie ist eine Sache des Sommers. Warme Temperaturen. Kurze Röcke. Braune Haut. Bloße Arme. Das alles lässt Augen öffnen und Herzen rasen. Dagegen sei der Winter, wie mir zumindest neulich ein Bekannter mit einem gewissen Frust mitteilte, die unerotischste Zeit des Jahres. Jedenfalls für die Männer.

Während er das so sagte, ließ ich automatisch einen Blick an mir hinunter gleiten, beschaute mich von oben bis unten. Gerade Fahrrad gefahren, trug ich eine Mütze mit Ohrenklappen, eine gefütterte Jacke, Jeans und feste Lederstiefel. Dazu wollene, gestrickte Pulswärmer, die selbst die Hände verbargen. Ich war, wie ich feststellen musste, richtig dick eingepackt. Das Ganze schien mir weniger lustig. Teufel, Teufel. Ich sah aus wie ein Wattebausch.

"Der Winter", begann mein Bekannter just in diesem Moment noch einmal anzusetzen, "ist die unerotischste Jahreszeit, weil die Frauen da immer so rote Nasen haben." Damit hatte ich nicht gerechnet. "Rote Nasen?", fragte ich, da ich als Frau mit roter Nase im Winter nach einer Erklärung verlangte. Aber mein Bekannter selbst konnte mir keine genaue Begründung für seine Ansicht geben, er wiederholte lediglich, dass rote Nasen schlicht "unsexy" seien.

Nun gut, man kann davon halten, was man will. Mir ist jedenfalls immer noch unklar, warum rote Nasen unerotisch sein sollen. Vielleicht machen sie alt oder sehen einfach nicht hübsch genug aus. Tatsache ist jedoch, dass wir jetzt in Berlin wieder Minusgrade haben und gerade jene Zeit anfängt, in der uns die Kälte erneut in die Nase steigt.

Allen, denen es möglicherweise aus diesem Grund auf der Straße zu unerotisch ist, sei daher die Buchhandlung "Lustwandel" empfohlen. "Lustwandel" ist eine erotische Buchhandlung, im übrigen die einzige in Berlin, in der "Literatur und Kunst für alle Leidenschaften" angeboten wird. Die Inhaberinnen Sophie Hack und Stephanie Kuhnen verstehen ihr Geschäft als einen "offenen, vorurteilsfreien Raum für Frauen und Männer jeden Alters und jeder sexuellen Identität." Mit simpler Pornographie hat der Laden nichts zu tun, das Konzept ist anspruchsvoll. Auf 95 Quadratmetern Ladenfläche können Erwachsene ab 18 Jahren in Sachbüchern, Belletristik und Comics stöbern oder DVDs, CDs und Videos erwerben, darunter auch Klassiker wie "Der letzte Tango in Paris" oder ein Bildband von Man Ray. Zudem gibt es auch ein Zubehör für die "sinnlichen Stunden allein oder zu zweit", von Massageöl über Badesalz bis hin zu Honigpuder und Sekt. Damit liegt bestimmt keine Erotik brach, auch im Winter nicht. Trotzdem: Eros schaut nur auf den Hintern, Amor in die Augen. Da ist die rote Nase auch egal.

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