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Was machen wir heute?: Fürs Leben lernen

In den vergangenen Wochen habe ich mir oft Sorgen um Leonies unaufgeräumtes Zimmer gemacht. Die ersten Spielzeugfresserchen haben sich schon vollkommen unbemerkt und vor allem unbehelligt über das Zeug hergemacht.

In den vergangenen Wochen habe ich mir oft Sorgen um Leonies unaufgeräumtes Zimmer gemacht. Die ersten Spielzeugfresserchen haben sich schon vollkommen unbemerkt und vor allem unbehelligt über das Zeug hergemacht. Ich hatte mich der unhaltbaren Zustände trotzdem nicht angenommen. Zum einen weil ich selbst ein wenig unaufgeräumt bin und wenig Lust auf Ordnung habe und zum anderen wollte ich wissenschaftlich ergründen, wann der Zersetzungsprozess bei Spielzeug beginnt.

Vorgestern war Leonie wieder bei mir und stürmte sofort in ihr Zimmer. Ja, jenes, das sie wochenlang in einer Art Dornröschenschlaf belassen hatte und um dessen Chaos sie fröhlich drumherumspielte. Doch diesmal setzte sie sich an den Schreibtisch sowie auf den Boden und ordnete, schmiss weg und legte alles dorthin, wo es seit Wochen nicht war: in Schubladen, Regalfächer und Wegstaukästen. Wow. Mit offenen Augen und noch offnerem Mund stand ich in der Tür. „Du räumst auf!“ Leonie drehte sich nicht einmal um. „Macht ja sonst keiner.“ Ich fühlte mich ertappt. Mit meiner eigenen Faulheit hatte ich das Kind zu Ordentlichkeit erzogen. Das Experiment war außer Kontrolle geraten.

Doch das ist nicht die einzige unbeabsichtige Erziehungsmaßnahme. Jedes Mal, wenn Leonie bei mir schläft und wir morgens im Auto sitzen und zur Schule fahren, fragt sie mindestens dreimal: „Sind wir schon zu spät?“ So auch diesmal. Mir wird die Wandlung seit ihrer Einschulung langsam unheimlich. Ein einziges Mal habe ich mich mit ihr in der ersten Schulwoche um fünf Minuten verspätet! Dummerweise war ihre Mama einen Tag später ebenfalls einige Minuten zu spät. Seither ist immer genügend Zeit eingeplant und Leonie immer, wirklich immer, überpünktlich in ihrer Klasse. Doch bei Leonie hat das eine doppelte Mal ein Trauma hinterlassen. Man kann so herrlich viel für Leben lernen in der Schule. Ingo Wolff

Ein Lehrgang für chaotische Eltern wird meines Wissens noch nicht angeboten. Ich werde aber weiter suchen

Ingo Wolff

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