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Kultur: Was machen wir heute?: Gute Laune behalten

Man soll im Leben nicht immer alles so ernst nehmen. Mit einer gewissen Heiterkeit kommt man bekanntlich selbst über die schlimmsten Dinge hinweg.

Man soll im Leben nicht immer alles so ernst nehmen. Mit einer gewissen Heiterkeit kommt man bekanntlich selbst über die schlimmsten Dinge hinweg. Auch über einen ukrainischen Historienfilm. "Das Gebet für Hetman Mazepa" lief als einziger osteuropäischer Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale, und hätte ich beim Betrachten solch gute Laune gehabt, wäre ich jetzt wahrscheinlich immer noch wütend.

So ein Drüber und Drunter habe ich wirklich noch nie gesehen. Der Film, der den Pakt zwischen dem ukrainischen Hetman Mazepa und dem Schwedenkönig gegen den Zaren während des russisch-schwedischen Krieges 1708 - 1709 schildert, hatte weder Plot, noch Witz, noch gute Bilder. Er war ein in opulenter Machart zusammengewürfelter Streifen. Ein bisschen Macht, ein bisschen Kampf und etwas Sex. Bereits nach zwei Minuten verließen die ersten Zuschauer den Kinosaal. Etliche weitere fogten, mit vergrämten Gesichtern. Erbost darüber, sieben Euro für diesen Schinken bezahlt zu haben. Ich jedoch blieb.

Ich hatte mich so auf den Film gefreut, dass ich meinen Samstagabend mit Mazepa verbrachte. Ich beschloss einfach, mich zu amüsieren. Ich schmunzelte über unscharfe Bilder und misslungene Schnitte. Ich kicherte über Figuren, die plötzlich auftauchten und zusammenhangslos wieder verschwanden.

Doch trotz gutem Willen war es ein schmerzhafter Abend für mich. Denn mit diesem Film ist auch eine alte Weisheit für mich gestorben. Eine polnische Filmregisseurin hat einmal gesagt: "Jeder schlechte osteuropäische Film ist besser, als ein guter westeuropäischer". Und bis ich "Das Gebet für Hetman Mazepa" sah, hatte ich daran geglaubt. Nun aber war ich enttäuscht vom jungen osteuropäischen Elan.

Sicherlich war ich selbst schuld an meinem Ärger, aber um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden, bin ich gleich am Sonntag in das Russische Kammertheater in die Kulturbrauerei gegangen. Dort wird Michail Bulgakows "Der Meister und Margarita" aufgeführt - ein Klassiker der russischen Literatur und gleichzeitig mein Lieblingsbuch. Das Stück sollte den Mazepa-Film vergessen machen. Ich wollte bewährte Tradition statt neumodischen Plunder. Ich freute mich auf die Protagonisten wie den Kater Begemoth und Voland den Teufel, die in Russland verehrt werden wie der Samowar. Und ich muss sagen, die Darbietung ist sehr gelungen. Und das, obwohl der Stoff schwer umsetzbar ist. Aber die Regisseurin Irina Fjodorowa hat es geschafft, das Theaterstück, das Drama und Komödie verbindet, als ein wahrhaft lustiges Bühnenereignis mit viel Musik und Tanz zu inszenieren.

Da kommt doch die Heiterkeit von ganz allein. Und wenn nicht, hilft man mit einem köstlichen grusinischen Rotwein nach - im Voland, dem Teufelsrestaurant.

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