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Was machen wir heute?: Hunger haben, Pfeife rauchen

Berlin mit der ganzen Familie, einfach drauflos. Zwei Sätze, die sich mir seit diesem Sightseeing-Familienwochenende eingeprägt haben: „Ach, lass uns die paar Schritte laufen“ (an jeder Bushaltestelle, an der wir auf der beachtlich langen Otto-Suhr-Allee vorbeihumpelten, den Dreijährigen auf den Schultern).

Berlin mit der ganzen Familie, einfach drauflos. Zwei Sätze, die sich mir seit diesem Sightseeing-Familienwochenende eingeprägt haben: „Ach, lass uns die paar Schritte laufen“ (an jeder Bushaltestelle, an der wir auf der beachtlich langen Otto-Suhr-Allee vorbeihumpelten, den Dreijährigen auf den Schultern). Und: „Schau’n wir mal, was noch so kommt“ – Die zweite Standardbemerkung des anderen, nur in Entfernungsfragen chronisch optimistischen Neuberliners, wenn er ein Lokal durchs Fenster inspiziert hat.

Nach einem Tag Spreeufer und Schloss Charlottenburg glich meine Männerbande einer müden Germanenhorde, desorientiert, fußlahm und ausgehungert. Im Kampf um den richtigen Platz für das Abendmahl mobilisierte sie allerdings noch mal alle Reserven. „Indisch?“ – „Nö.“ – „Pizza?“ – „Nö.“ – „Chinesisch?“ – „Ich will Pommes!“ – „Schau’n wir mal, was noch so kommt!“

Um ein Haar wären zwei Erwachsene und zwei Kinder auf der Wilmersdorfer Straße verhungert. Dann aber stand dieses Schild auf dem Gehweg: „Grillteller mit Pommes“ und „Calamares“. Drinnen herrschten Techno- Beats und dunkle Backsteinwände. Das Essen war Nebensache. Im Obergeschoss gab es helle Ledersofas und Großbildschirme mit Bundesliga, dazu: Wasserpfeifen! Das gefiel den Knaben!. „Echte Shishas, cool“, raunte der Große und nickte mit dem Kopf zu den Elektro-Beats, während der Dreijährige orientalische Schönheiten anbaggerte. Die Jugend fand also wunderbar spielerisch zueinander – und wir? Waren abgemeldet. Nur Hochheben und Wegtragen half, die Kinder zum Aufbruch zu bewegen.

Sie brüllten, doch wir wussten: unsere Mission war erfüllt. Zwei Fans, blutjung, stilsicher und partytauglich, hatte Berlin für sich erobert. Nur wir Dinosaurier wunderten uns darüber, dass es ausgerechnet auf der Wilmersdorfer, der einst so abgetakelten Straßendame, geschah. Kirsten Wenzel

Shishabar muto, Wilmersdorfer Straße 152a, ab 15 Uhr. Ausweichlokale finden Sie unter www.wilmersdorfer.de.

Kirsten Wenzel

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