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Kultur: Was machen wir heute?: Im Luxus baden

Nach einem harten Tag der Kindererziehung verlangt der strapazierte Mutterkörper dann und wann nach ein wenig Luxus. Es muss ja nicht unbedingt die sagenhafte "Crème de la mer" von Estée Lauder sein, wo das Tiegelchen mal eben 400 Mark kostet.

Nach einem harten Tag der Kindererziehung verlangt der strapazierte Mutterkörper dann und wann nach ein wenig Luxus. Es muss ja nicht unbedingt die sagenhafte "Crème de la mer" von Estée Lauder sein, wo das Tiegelchen mal eben 400 Mark kostet. Aber wenigstens ein nettes Body-Peeling und ein Sauerstoff-Dampfbad müssen schon drin sein. Zum Wohlgefühl tragen derartige Aktionen auf jeden Fall bei, auch wenn sie objektiv gesehen meist völlig wirkungslos bleiben. Oder haben Sie jemals von einem Cellulite-Mittel gehört, das effektiv unschöne Beulchen am Schenkel beseitigt? Ich nicht.

Das Ganze ist ein gewinnträchtiges Geschäftsfeld, und längst haben die Schönheitskonzerne ihre Hände auch nach den Konsumentinnen von übermorgen ausgestreckt. Mit Kosmetik kann man nach Ansicht der Umsatzstrategen gar nicht früh genug beginnen. Ganze Produktlinien werfen die Kosmetikhersteller auf den Markt: für das Baby, das Kleinkind, das Schulkind. Auf seine eigene Body-Lotion, Nachtcreme oder sein spezielles, super-süß duftendes Parfüm braucht ein Girlie heutzutage jedenfalls nicht zu verzichten. Mögen Allergologen und Dermatologen doch warnen: überflüssig und ungesund! Mögen sie aus ihren Praxen Fälle zitieren, in denen die empfindliche Kinderhaut auf die dekorative Kosmetik mit Reizungen und Allergien reagiert. Wen interessieren schon all die Farbstoffe, Konservierungsmittel und alkoholischen Substanzen, die in dem Zeug enthalten sind?

Neulich habe ich gelesen, ins Kinderbad gehöre am besten nur ein Schuss fette Milch oder Sahne. Damit brauche ich meiner Tochter erst gar nicht zu kommen. Da kann ich ihr hundert Mal erzählen, dass Cleopatra im alten Ägypten einst lustvoll in Eselsmilch schwamm und dies zu ihrer legendären Schönheit beitrug. Alles olle Geschichten. Milch im Badewasser, die vielleicht noch trübe Schlieren hinterlässt, findet Charlotte igitt. Das riecht auch nicht gut. Auge und Nase baden schließlich mit. Das Kind will sich im Bad nicht nur säubern, sondern auch genießen. Trotzdem, unschädlich soll es dabei nach Mutters Willen schon sein.

Da kam ein Geschenk von Freundin Joke gerade recht. Jetzt haben wir den ultimativen Wannen-Kick: Charlotte geht mit Tinti ins Wasser. Tinti färbt das Wasser blau, rot oder gelb. Aus kleinen Beutelchen sondern Tabletten blubbernd Naturfarben ab, die aus Extrakten von Hibiskusblättern, Blaualgen und Gardenien gewonnen werden. Das Ganze duftet auch noch. Rot nach Erdbeere, gelb nach Zitrone, und blau nach - nun ja, Charlotte meint Pflaume.

Da ich als Mutter praktisch denke, schätze ich an dem kleinen Farbenspeier besonders, dass er nach dem Bad keine Ränder an Wanne oder Duschvorhang hinterlässt. Ich muss also nicht erst groß scheuern, wenn ich mir selber ein Verwöhnbad gönne - mit drei Beuteln Tinti. Wenn die Farben sich dann so miteinander vermischen, ist das schon eine ganz besondere Wannenästhetik. Sag ich doch, dann und wann braucht der Mutterkörper eben etwas Luxus.

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