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Was machen wir heute?: In die Politik gehen

Beide Kinder haben, da wir umgezogen sind, die Schule gewechselt und beide haben sich überraschend gut eingelebt. Sechstklässler Timmy wurde sogar nach drei Tagen in der neuen Klasse zum Klassensprecher gewählt – er muss eine flammende Bewerbungsrede à la Barack Obama gehalten haben („Ich möchte mein neues Amt nutzen, um euch besser kennenzulernen und eure Interessen zu vertreten“ usw.

Beide Kinder haben, da wir umgezogen sind, die Schule gewechselt und beide haben sich überraschend gut eingelebt. Sechstklässler Timmy wurde sogar nach drei Tagen in der neuen Klasse zum Klassensprecher gewählt – er muss eine flammende Bewerbungsrede à la Barack Obama gehalten haben („Ich möchte mein neues Amt nutzen, um euch besser kennenzulernen und eure Interessen zu vertreten“ usw.). Von dort war es nur ein kleiner Schritt, zum Schulsprecher gewählt zu werden. Und deswegen bekam der Junge Post vom Bezirksstadtrat.

Stolz öffnete er den Brief und las vor. „Ich bin eingeladen zur konstitu – wie? Sitzung der achten Legisla- hä?“ Gemeinsam nahmen wir uns das Schriftwerk vor. Es handelte sich um die konstituierende Sitzung des Kinder- und Jugendparlaments (KJP) Charlottenburg-Wilmersdorf, das sich in seiner achten Legislatur befindet. Dem Protokoll konnten wir entnehmen, wie die letzte Sitzung im Juni verlaufen war: Da wurden „die Beschlussfähigkeit festgestellt“, „eine Änderung der Tagesordnung beantragt“ und Anträge „in den Bau- und Haushaltsausschuss überwiesen“. Holla! Ob mein Timmy da würde mithalten können? Vielleicht in einer der Arbeitsgruppen? Die AG Anti-Extremismus jedenfalls machte einen recht entspannten Eindruck, das Protokoll verkündete hier als einziges Arbeitsergebnis: „Das ,Extreme-Kexe-essen-gegen-Extremismus‘ wird auf dem Sommerfest – mangels Initiatoren – nicht stattfinden.“

Vergangene Woche war es soweit. Timmy fand die Sitzung des KJP zwar „grausam langweilig“. Dennoch hätte mein kleiner Obama fast für den Vorstand kandidiert, und er möchte unbedingt am Wochenendworkshop „Fit sein fürs Kinder- und Jugendparlament“ teilnehmen. „Ein Bezirks-äh-weißnichtwer hat gesagt, so ein Workshop kostet normalerweise 3600 Euro!“ Können Bezirks-äh-weißnichtwers lügen? Timmy muss etwas falsch verstanden haben. Aber was soll’s? So beginnen die größten Karrieren. Dorothee Nolte

Über die Beschlüsse des KJP in Sachen Spielplätze, Schülercafés, Graffiti kann man sich unter www.kjp-cw.de informieren.

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