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Was machen wir heute?: Königlich feiern

Falls es mir bis heute Nachmittag gelingt, mich durch die Weihnachtsgeschenke, Papierhaufen, Schleifchen, Kärtchen, Lebkuchen- und Stollenwände, über Nuss- und Apfelsinenschalenhaufen und Kartoffelsalatseen bis zur Wohnungstür durchzuschlagen, werde ich sie aufstemmen und hinausschlüpfen ins eisige Freie, um mich darüber zu informieren, was andere geschenkt bekamen. Natürlich in der klammheimlichen Hoffnung, dass dort, wo eben noch mein altes Auto stand, ein schneidiger Sportwagen parkt – eingewickelt in eine riesige rote Schleife.

Falls es mir bis heute Nachmittag gelingt, mich durch die Weihnachtsgeschenke, Papierhaufen, Schleifchen, Kärtchen, Lebkuchen- und Stollenwände, über Nuss- und Apfelsinenschalenhaufen und Kartoffelsalatseen bis zur Wohnungstür durchzuschlagen, werde ich sie aufstemmen und hinausschlüpfen ins eisige Freie, um mich darüber zu informieren, was andere geschenkt bekamen. Natürlich in der klammheimlichen Hoffnung, dass dort, wo eben noch mein altes Auto stand, ein schneidiger Sportwagen parkt – eingewickelt in eine riesige rote Schleife.

Falls diese Hoffnung enttäuscht wird, schlucke ich Gram und Bitterkeit herunter und fahre mit dem alten Auto nach Charlottenburg, wo ich teilnehme an einer Führung zum Weihnachtsstyle der Hohenzollern: Wie schmückten die ihren Tannenbaum, was sangen sie für Lieder, was schenkten sie sich? Ich habe da romantische Vorstellungen. Sehe dankbare Mägde und Knechte, die im Stall beim Vieh hocken und sich über je eine Nuss freuen, und ich sehe glückliches, rotwangiges Hauspersonal, das aus einem Bogen Papier je eine Apfelsine wickelt, und im Hintergrund knistert das Ofenfeuer, in dem die Enten für die Herrschaften schmoren. Und die Herrschaften? Werden sich Jahr für Jahr gegenseitig Büsten geschenkt haben. Vermutlich waren Büsten, was heute Socken sind.

Aber das ist noch nicht alles, was im Schloss Charlottenburg erklärt wird. Es geht auch um die Frage: Wie entstanden die Weihnachtsbräuche der Berliner? Und das ist nun wirklich interessant. Denn mir fällt kein einziger ein. Außer vielleicht einem gewissen Hang zur Maßlosigkeit. Oder, dass wohl nirgends so viele Menschen am Abend des Feiertag in Eckpinten rumhängen wie in Berlin. Und wenn ich in meiner Straße nirgends ein Sportwagen in einer riesigen roten Schleife auf mich wartet, stelle ich mich später dazu. Aber ist das schon ein Brauch? Ariane Bemmer

„Weihnachten im Schloss“, heute um 15 Uhr und 16.30 Uhr, Schloss Charlottenburg, Spandauer Damm 20-24, Anmeldung erbeten unter Tel. 033 233/736 11.

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