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Was machen wir heute?: Lieben wie im Film

Was Filmfiguren uns Menschen voraushaben, ist, dass ihre Welt sich nach ihnen richtet, zum Beispiel im Wetter: Ist das Gemüt der Figur verhagelt, regnet es, und auf Protagonistenglück folgt Sonnenschein. In meinem Leben ist das Wetter zuerst da, selbst wenn ich meine Augen morgens extraschnell öffne, um ihm zuvorzukommen, hängt es schon im Himmel vor meinem Fenster.

Was Filmfiguren uns Menschen voraushaben, ist, dass ihre Welt sich nach ihnen richtet, zum Beispiel im Wetter: Ist das Gemüt der Figur verhagelt, regnet es, und auf Protagonistenglück folgt Sonnenschein. In meinem Leben ist das Wetter zuerst da, selbst wenn ich meine Augen morgens extraschnell öffne, um ihm zuvorzukommen, hängt es schon im Himmel vor meinem Fenster. Auch den Soundtrack lässt mein Leben vermissen – keine Geigen, wenn ich küsse. Mitunter stimmt mich das sehr missmutig; ich empfinde mich als Hauptfigur meines Lebens und möchte auch als solche behandelt werden, gerade in der Liebe. Zumindest könnte in Kuss-Situationen mal jemand den Wasserhahn zudrehen, damit es nicht so laut tropft.

Glücklicherweise liefern einige Orte in Berlin brauchbare Kulissen für amouröse Verwerfungen: So war ich einmal mit einem Mann aus, unser erstes Mal nicht mehr Hand in Hand, wir landeten vor einer Bar, die uns einladend erschien, aber keinen Platz mehr bot, und setzten uns in den verlassenen Laden gegenüber. Dort schwiegen wir in unsere Biergläser und schauten auf diese so einladende, mit fröhlichen Menschen übervolle Bar. Ihr Name: „Lass uns Freunde bleiben“. Dass wir danach ein halbes Jahr nicht miteinander sprachen, war unerfreulich, aber filmreif. Neulich entdeckte ich eine Bar, die wir etliche Einstellungen zuvor hätten aufsuchen können, das „Zu mir oder zu dir?“. Auch für die Versöhnung trotz aller Unbill gäbe es ein Szenenbild – ein altes Haus in Kreuzberg, auf seiner verfallenen Fassade stolz und trotzig der Schriftzug: „Nur die Liebe zählt.“ Die Stadt braucht mehr von solchen Orten, vor allem Bars mit Namen wie „Es liegt nicht an dir“, „Es ist nicht so, wie es aussieht“ oder „Bitte verzeih mir“. Wenn dann noch passende Lieder laufen, kann’s das Leben mit jedem Film aufnehmen.Verena Friederike Hasel

Erst ins „Zu mir oder zu dir?“, Lychener Straße 15, kurz vorm Abspann ins „Lass uns Freunde bleiben“, Choriner Straße 12, und für die große Versöhnung von der Amerika-Gedenkbibliothek Richtung Kirche laufen.

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