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Kultur: Was machen wir heute?: Mobil bleiben

Zwillinge. Wir wussten, es werden Zwillinge.

Zwillinge. Wir wussten, es werden Zwillinge. Nun, eines oder zwei, spielt das eine Rolle? Wenn Nachwuchs kommt, wird das ganze Leben sowieso auf den Kopf gestellt. Wir waren also trotzdem zuversichtlich: Wenigstens bis zum Tag X würden wir auf alles vorbereitet sein. Dachten wir. Bis wir eines Tages den ersten Babyausstatter aufsuchten. Ganz entgeistert war sie, die Verkäuferin, hat mir auf den doch schon ziemlich prallen Bauch gestarrt. Wie wir uns das denn vorstellen würden? Nein, das wäre ja nun doch schon ein paar Wochen zu spät. Ein ganz normaler Kinderwagen, den könne man vielleicht einfach so mitnehmen. Aber so.

Eine Zwillingsgeburt, die muss man generalstabsmäßig planen. Allein schon, wenn es um so etwas Einfaches geht wie die Anschaffung eines Kinderwagens. Das, hat Gabi Bauer mal gesagt, Zwillingsmutter von den "Tagesthemen", ist schlimmer als ein Auto kaufen. Schließlich geht es dabei um grundsätzliche Fragen. Zum Beispiel: Sollen die Kinder neben- oder hintereinander sitzen? Solch eine Entscheidung kann fatale psychische Folgen haben. Wäre ja immerhin möglich, dass es nicht gut ist, immer nur in der zweiten Reihe Platz nehmen zu müssen.

Zumindest sollte man wissen, ob die Karre in ihrer Breite durch die Haustür geht oder der Länge nach in den Aufzug passt. Als drittes Modell bietet sich die Staffelung der Kleinen halb untereinander an. Das haben wir aber aus Gründen der Balance, seelisch wie technisch, gleich von der Liste gestrichen. Entschieden haben wir uns am Ende für einen so genannten Ranger. Zwecks Leichtgängigkeit sind die Räder mit Luft gefüllt. Und ausnahmsweise hat er auch keine Teddys auf dem Verdeck, wie schön, die finden wir nämlich albern. Der größte Vorteil aber war, dass sich unser Modell glücklich in den Tiefen eines Lagers fand. Denn hätten wir ihn bestellen müssen, es wäre uns wohl nichts anderes übriggeblieben, als Jan und Josephine in den ersten drei Monaten durch die Gegend zu tragen.

Was waren wir also stolz bei der ersten Ausfahrt. Auf die Kinder, logisch. Aber auch auf den Wagen. Keiner durfte ihn länger als der andere schieben. Und dann haben wir einander vorgeführt, wie elegant der Wagen in den Kurven liegt, ja, selbst hohe Stufen nimmt. Bis wir das erste Mal versucht haben, zwischen parkenden Autos durchzukommen. Keine Chance. Selbst auf dem Bürgersteig muss man sich in Demut üben, sich öfters mal an den Rand drücken und den Gegenverkehr passieren lassen. Egal, sagen wir uns dann, machen wir doch wenigstens eine originelle Figur.

Die Kinder quittieren solche Unbill mit Wohlbehagen. Selbst wenn wir es nie bei Grün über

die ganze Straße schaffen und eigentlich immer

auf Lärm umtosten Verkehrsinseln einen Zwischenstopp einlegen müssen. Sie schlummern selig weiter. Wahrscheinlich sind sie mit unserer Kinderwagenwahl hoch zufrieden.

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