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Was machen wir heute?: Närrisch werden

Wie eine West-Berlinerin die Stadt erleben kann

Die närrische Zeit nehme ich nur am Rande war. Wenn ich sie im Fernsehprogramm beim Herumzappen streife, zucke ich erschrocken zusammen. Und wenn meine Bekannte aus dem Rheinland plötzlich ins Telefon kreischt: „FEIERST DU DIESES JAHR MIT MIR KARNEVAL?“ Ich suche dann jedes Mal nach dringenden Gründen, terminlichen Überschneidungen, weshalb das wahrscheinlich leider nicht gehen wird, ja schade, naja, nächstes Jahr vielleicht. Statt einfach zu sagen: Niemals in meinem Leben werde ich das tun.

Aber warum eigentlich nicht? Wieso etwas so vehement nicht mögen, das man doch nie ausprobiert hat? Es gibt da Gründe.

Alle Bilder, ob Foto oder Film, die ich mir im Zusammenhang mit Karneval in Deutschland einfallen, sind nicht lustig. Die Feiernden sind dick und betrunken, und ihre blöde Verkleidung löst sich auf.

Die Musik, die es jedes Jahr dazu gibt, kommt von so unheimlichen Erscheinungen wie den Höhnern, das sind so kölsche Jungs, mehrere, nehme ich an, aber zu sehen ist immer nur ein spirreldürrer Sänger mit vielen Lachfalten um die Augen und einem breiten Schmunzelbart. Die singen zünftige Schenkelklopfschunkellieder, deren Texte total lustig sein sollen, dazu müsste man sie aber verstehen, und da ich außer „BAP for uzzeschnigge“ oder so ähnlich kein Wort Kölsch kann, verstehe ich sie eben nicht und habe wieder nicht gelacht.

Früher, als Fasching noch bei den Nachbarskindern gefeiert wurde, habe ich mich als Indianersquaw verkleidet. Auf meinem Kleid waren Wigwams und Bisonherden. Auf dem Kopf trug ich eine Perücke mit zwei langen schwarzen Zöpfen. Um so richtig echt auszusehen, brauchten wir Schminke. Manchmal haben wir die Indianerschminke einfach – das darf man ja auch nur in einem Beitrag über närrisches Treiben schreiben – gemopst. Wir haben das Indianerschminkset geöffnet und die Make-up-Tube herausgepult. Einmal sind wir erwischt worden. Das war dann auch wieder nicht lustig. Ariane Bemmer

Heute ist Fastnacht. Morgen ist’s vorbei

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