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Was machen wir heute?: Olé!

Meine allererste Flugreise ging nach Spanien, und mein erstes exotisches Souvenir war ein mit Filz bezogener Plastikstier, der Dolche im Nacken hatte, und in den schwarzen Filz waren die Schatten einer Blutlache hineinschraffiert. Das hat meiner afección für das Land keinen Abbruch getan.

Meine allererste Flugreise ging nach Spanien, und mein erstes exotisches Souvenir war ein mit Filz bezogener Plastikstier, der Dolche im Nacken hatte, und in den schwarzen Filz waren die Schatten einer Blutlache hineinschraffiert. Das hat meiner afección für das Land keinen Abbruch getan. Meine allererste Flugreise ohne Eltern ging ebenfalls nach Spanien, ich glaube, Mallorca, darüberhinaus erinnere ich mich an nada. Mein erster klimaruinierender Kurztrip ging dann nach Sevilla. Die sol schien dort nicht so sehr, wie wir gehofft hatten, wir wohnten von Freitag bis Montag in einem Erdgeschosszimmer ohne Fenster, und zum Aufwärmen schlichen wir stundenlang durch die Etagen eines Warenhauses namens Corte Inglès. Die Tage waren also nicht besonders bueno, aber dafür wurde es abends lustig. Da zogen wir von einer Tapas-Bar zur nächsten. Was einfach war, weil eine neben der anderen war. Man ging in die erste und aß beispielsweise Boquerones fritos und trank ein Gläschen Wein, dann warf man ein bisschen Geld auf den Stehtisch und ging ins nächste Lokal. Dort aß man jamón und queso, zahlte, nächstes Lokal und so weiter. So bekam man etwas zu sehen und hatte jedes Mal beim Zahlen das Gefühl, einen sehr günstigen Abend zu verbringen.

Dies im Kopf ging ich neulich in eine Neuköllner Tapas-Bar und musste im Angesicht der Tapasvitrine bedauernd feststellen, dass eine einzige Tapas-Bar ohne lauter andere Tapas-Bars drumherum ja gar keinen Sinn macht. Zwar könnte ich hier ein paar Boquerones und eine Scheibe Schinken essen – aber dann hätte ich immer noch Hunger, und wo würde ich den stillen? Oder ich könnte von jedem Tapa eine Portion bestellen, aber wäre das nicht ein bisschen viel geschmackliche Abwechslung für so wenig räumliche Veränderung? Dann ging mir ein Licht auf, und ich nahm drei Mal die Fleischklößchen und drei Mal den Kartoffelsalat. Damit stopfte ich mich voll, bis der apetito muerto war, und als die Kellnerin sich wunderte, rief ich politisch topaktuell: Viva la Revoluciòn! Ariane Bemmer

Manuela Tapas, Friedelstr. 34, Neukölln

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