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Was machen wir heute?: Post verschicken

Wie eine West-Berlinerin die Stadt erleben kann

Was waren das für Zeiten, als der Briefträger noch wirkliche Briefe ins Haus getragen hat anstelle von Kontoauszügen, Mahnungen und Spendenaufrufen. Letztere ärgern mich besonders. Nicht, dass ich nicht gerne gebe, aber bei manchen Organisationen habe ich das Gefühl, sie investieren meine ganze für einen guten Zweck gedachte Gabe ins Porto für neue Spendenaufrufe, die sie mir alle paar Wochen schicken.

In letzter Zeit habe ich häufiger echte Post gekriegt, Briefe und Karten. Freunde hatten sich über etwas sehr gefreut und wollten dieser Freude gebührenden Ausdruck verleihen. E-Mails sind praktisch, aber offenbar verseucht, ihnen haftet zu sehr das Geschäftsmäßige der schnellen Nachrichtenübermittlung an. Ein paar Zeilen mit der Hand, womöglich sogar mit dem Füller geschrieben, bekommen da schon fast etwas Feierliches.

Das Briefeschrieben ist ja eine Kunst. Manche Menschen sind echte Naturbegabungen, die sprudeln nur so, erfrischend, berührend, persönlich. Ich gehöre zu den Nieten. Wenn ich vor dem weißen, meinetwegen auch blauen Blatt sitze, fällt mir partout nichts ein. Und wenn ich dann was schreibe, ohne dass mir was eingefallen ist, klingt es holprig und gestelzt.

Ich beherrsche allerdings einen Trick, mit dem man diese Unfähigkeit bis zu einem gewissen Grad kompensieren, wenn nicht gar kaschieren kann: Ich wähle schöne, witzige, zum Adressaten besonders gut passende Karten aus. (Auf Karten passt ja eh nicht viel Text drauf.) Jetzt habe ich in meiner Ecke einen neuen Laden entdeckt, der wie geschaffen ist für mich. Kettcards, eigentlich ein Verlag, der Entwürfe von mehr als 200 verschiedenen Künstlern herausgibt, auch maßgeschneiderte für Firmen und Hochzeitspaare. Und lauter ungewöhnliche Weihnachtskarten. Aufkleber kriegt man dort auch. Frohe Weihnachten steht da drauf. Susanne Kippenberger

Kettcards, Regensburger Str. 25, Schöneberg, www.kettcards.de. Und in der Schlüterstraße 39 hat ein Ableger des edlen Hamburger Schreibwarenladens Bethge aufgemacht.

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