zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: Praktisch denken

Wie eine Mutter die Stadt erleben kann: Mit Diddl-Maus im Fitnessstudio.

Die Freundin hat’s entdeckt. „Was ist daaaas denn?“, fragt sie und zuppelt an meinem gelben Handtuch, das ich im Fitnessstudio auf dem Sitz der Beinpresse ausgebreitet habe. Sie grinst. Mein gelbes Handtuch ist nämlich nicht irgendeins – sondern eins von der DiddlMaus. Eigentlich gehört es nicht mir, sondern Charlotte. Aber meine Tochter würde das Tuch nie in der Öffentlichkeit ausbreiten. Viel zu peinlich. Diddl-Maus, das war einmal. Das großpfotige Wesen ist schon lange bei uns ausgezogen. Aber da der Maus-Aufdruck einigermaßen dezent ist, habe ich das Handtuch behalten. Fürs Fitnessstudio reicht es allemal. Ich bin ja nicht zum Eindruckschinden dort, sondern zur Arbeit an Muskeln und Bindegewebe. Diddl-Bettwäsche hingegen habe ich ausgemistet. Zwischen den riesigen Mäusen hätten mein Mann und ich bestimmt Alpträume bekommen.

Inzwischen habe ich einige Gegenstände meiner Teenie-Tochter im Gebrauch, die ihr selber unpassend erscheinen. Kitschiger Mädchenkram ist sonst nicht mein Ding. Aber hätte ich das pinke Kosmetiktäschchen aus chinesischer Seide, das Charlotte vor drei Jahren heiß und innig liebte, wegwerfen sollen? Das dient mir jetzt als Brillenetui. Oder die rosafarbene Brotbox mit Pferdeaufdruck? Über die lachen die Kollegen gerne, besonders die jüngeren. Die haben wahrscheinlich noch nicht den nötigen Abstand zu so einem Accessoire. Mir macht das nichts. Ich denke praktisch. Die Box ist schön groß, es passt viel rein.

Mütter sind eben sparsam. Meine Schwägerin etwa – dreifache Jungsmutter –, freute sich über die abgelegten Turnschuhe des Mittleren, als ihre Pumps wegen eines Fersensporns unbequem waren und drückten. Auch die Freundin trägt schon mal die alte Trainingsjacke ihres sie längst überragenden Sohnes auf. Ich werde sie das nächste Mal mit einem anderen Handtuch überraschen. Vielleicht nehme ich das mit Micky Maus. Sigrid Kneist

Sparsame Mütter trainieren für 16,90 Euro im Monat bei McFit. Aber nie am Nachmittag. Da könnten sie die Freunde ihrer Kinder treffen. Das wäre dem Nachwuchs richtig peinlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false