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Kultur: Was machen wir heute?: Rocken gehen

Letzte Woche habe ich eine Party mit DJ Hell angekündigt, für die man eine Einladung brauchte. Das war ein bisschen unfair, aber zum einen war die "Baader" Filmpremiere die musikalisch viel versprechendste Berlinale-Party überhaupt, und dann galt es auch, endlich mal wieder von einem neuen Feier-Ort zu berichten.

Letzte Woche habe ich eine Party mit DJ Hell angekündigt, für die man eine Einladung brauchte. Das war ein bisschen unfair, aber zum einen war die "Baader" Filmpremiere die musikalisch viel versprechendste Berlinale-Party überhaupt, und dann galt es auch, endlich mal wieder von einem neuen Feier-Ort zu berichten. Wie es dort war? Die Party war eher so lala, die Location dagegen der Hit.

Aber erst zur Party: Der eindimensionale Bumtschak-Sound von Warm-Up DJ Naughty am Anfang war etwas uninspirierend. Da brauchte das Publikum schon einige alkoholische Freigetränke, um sich einigermaßen zu entspannen und irgendwann loszugrooven. Und selbst DJ Hell musste richtig ackern, um die Tanzfläche zum Wirbeln zu bringen.

Den Partyort dagegen würde man gern wiedersehen. Offensichtlich war das Etablissement Friedrich- Ecke Mohrenstraße früher eine DDR-Nobeldisco, an der Fassade hängt ein schon ziemlich brüchiges, gezacktes Neonröhrenbuchstaben-Ensemble, das auf diesen Ort als "d-i-s-k-o-t-h-e-k" hinwies. Innen Spiegel überall, geometrische Holzvertäfelungen, drei Bars, eine richtige Tanzfläche und eine passable Anlage. Es fehlten eigentlich nur noch üppige Palmen, Blue Curaçaos und ein funktionierender Springbrunnen und man hätte sich originalgetreu in das Jahr 1983 zurückversetzt gefühlt. Aus dem Laden könnte man etwas machen - wenn man eine Million Euro investierte, wie mir einer der Partyveranstalter sagte. So viel würde es kosten, um alle amtlichen Auflagen für einen legalen Betrieb zu erfüllen. Eine Menge Geld, aber vielleicht findet sich ja ein mutiger Nightlife-Investor, der hier die Vision eines echten Hauptstadt-Clubs verwirklicht.

Bis dahin müssen wir also auf die nächste Party in der Mohren- Ecke Friedrichstraße warten. Und uns derweil woanders amüsieren. Um Ihnen an dieser Stelle allerdings nicht schon wieder irgendwelche tanzbare Elektronik- oder House-Musik anzukündigen, schlage ich Ihnen heute eine kleine Reise vor: Fahren Sie morgen zum Potsdamer Lindenpark, heben Sie zwei Finger in die Luft und schütteln Sie ihren Kopf zu den Jailbreakers, der derzeit authentischsten AC/DC Cover-Band. Nein, ich mache keine Witze. Vergessen Sie an diesem Wochenende mal die Mitte-Tanzböden und packen Sie ihre Luftgitarre aus. Geben Sie es doch zu, Sie wollten schon immer mal wieder richtig rocken zu richtigem Rock. Das passende Outfit dafür haben Sie als modebewusster Mensch wahrscheinlich sowieso schon im Schrank.

Wenn Sie also gelegentlich Nietengürtel oder Hardrock-T-Shirts tragen, obwohl Sie am liebsten zu Electro tanzen, warum nicht mal dieses postmoderne Zeichenspiel wenigstens für einen Abend auflösen, und zurück zu den Wurzeln gehen? Von den unzähligen AC/DC-Hits kennen Sie ja wohl mindestens "Highway To Hell" oder "TNT" einigermaßen auswendig. Alles weitere ergibt sich im Lindenpark dann wie von selbst.

Daniel Haaksman

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