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Was machen wir heute?: Zahlen lernen

Bei diesem Brief werde ich neugierig. Er ist an Charlotte adressiert.

Bei diesem Brief werde ich neugierig. Er ist an Charlotte adressiert. Normalerweise wahre ich das Briefgeheimnis – ehrlich – und lege meiner Tochter die Post geschlossen hin. Die freut sich nämlich, wenn man ihr schreibt. Ich checke auch nicht ihre E-Mails. Aber der Absender lässt mich stutzen. Das Schreiben kommt vom Bundeszentralamt für Steuern. Das kann nur ein Irrtum sein. Was hat mein Kind mit der Behörde zu tun? Es verdient kein Geld, zahlt keine Steuern und hinterzieht deswegen auch keine, denke ich. Und öffne den Behördenbrief. Er enthält – Charlottes Steueridentifkationsnummer.

Ihr Leben lang wird sie nun die elfstellige Zahl begleiten, die irgendwie durch Zufallsziffern gebildet wird, damit keine Rückschlüsse auf die Person möglich sind. Die Nummer gilt bis zum Tod, deswegen soll man sie auch gut aufbewahren, steht in dem Begleitbrief. Jedem Bundesbürger wird derzeit eine solche Zahl zugesandt. Da unsere Familie in Sachen Ordnung manchmal zu Chaosbildung neigt, werde ich Charlotte vielleicht bitten, die Ziffern auswendig zu lernen. Kann nicht schaden. In der Schule macht sie das sowieso zu selten. Dabei schult Auswendiglernen das Gedächtnis.

Jetzt ist unser Kind also steuertechnisch schneller erfasst als seine Eltern; denn mein Mann und ich haben unseren Brief erst eine Woche später bekommen. Schon stellt sich mir die Frage: Warum brauchen Kinder überhaupt so eine Nummer? Googeln klärt mich auf. Auch Babys – steht dort in einer Erläuterung – sind einkommenssteuerpflichtig. Sie könnten ja Zinsen aus einer Erbschaft beziehen. Ah so, ich bin wieder ein wenig schlauer. Vielleicht schicken ehrgeizige Eltern ihre Neugeborenen auch schon gewinnbringend zum Modeln für die Pampers- oder Milchbrei-Werbung .

Wir vermarkten unsere Tochter nicht, also ist die so wichtige Nummer derzeit nicht aktuell. Aber wohin habe ich den Brief noch einmal getan? Sigrid Kneist

Fragen zur Steuernummer werden im Internet auf der Seite www.bundesfinanzministerium.de beantwortet.

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