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Kultur: Wasserwerfer

Matschinksy-Denninghoff: die kleinen Skulpturen

Im Stadtbild bestechen sie durch schiere Größe. Die starken, glänzenden, verknoteten Stelen der Skulpturen von Brigitte und Martin Matschinksy-Denninghoff ragen an vielen Stellen Berlins in den Himmel. So vertraut sind einem diese silbernen Röhren in ihrer tonnenschweren Eleganz, dass man sich von der Wirkung der kleinen Pendants erst einmal überzeugen muss. Doch das Unerwartete geschieht: Auch die kaum mehr als einen halben Meter hohen Arbeiten beeindrucken. Allein durch ihre Präsenz, die Kraft der Linien und Schwünge, die das Künstlerpaar zu stimmigen Kompositionen fügt. Manches ist vielleicht auch nur in dieser konzentrierten Form erfahrbar – hätten Matschinky-Denninghoffs das geliebte große Format gewählt, wären die Skulpturen überaus narrativ ausgefallen.

Die Galerie Mönch hat 13 solcher Exempel aus den Jahren 1965-2004 zusammengetragen, von denen nur wenige als Vorarbeit dienten. Die schöne Ausstellung ist zugleich Vermächtnis: Brigitte Matschinsky–Denninghoff verstarb im April mit 87 Jahren. Doch auch davor haben sich die beiden aus Altersgründen kaum noch als Bildhauer betätigt – die handwerkliche Realisierung wollten sie niemals aus der Hand geben.

In der Galerie Mönch lässt sich ihre Technik ausgiebig studieren. Unzählige Messingstäbe werden wie bei „Genesis“ von 1982 (12 000 €) oder „Quelle“ von 1988 (15 000 €) mit Lötzinn verbunden. Die verschiedenen Materialien bleiben sichtbar und sorgen dennoch für die typisch kannelierte Struktur der Oberflächen, wie man sie bei den geschweißten Abstraktionen im Außenraum wiederfindet. Den kleinen Unterschied machen die Titel: Obwohl nur sieben der gezeigten Skulpturen konkrete Namen tragen, klären sie über die Ursprünge einer Kunst auf, die bereits in den fünfziger Jahren konstruktivistsch geprägt war. Und die dennoch Bezüge zur lebendigen Natur aufweist, wie in der Ausstellung noch einmal eindringlich zu sehen ist. Matschinsky-Denninghoffs ließen sich vom Spiel des Wassers, von Wellen und fließenden Quellen ebenso animieren wie von einer hügeligen Landschaft oder Gras, das sich im Wind beugt. Solchen Eindrücken verdankt sich das scheinbar schwerelose Spiel der Streben oder Röhren, die sich zu Raumzeichen verdichten.

Erstaunlich ist nicht zuletzt der Preis mancher Arbeiten, die auch nach mehreren Jahrzehnten nicht angestaubt wirken. Zwar kosten die voluminösen Exemplare, in denen man die Handschrift des Künstlerpaars sofort erkennt, bis 15 000 Euro. Dafür ist eine „Figurine“ von 1994, die an frühere Arbeiten erinnert, schon für 2500 Euro zu erwerben.Christiane Meixner

Galerie Mönch, Reichsstr. 52; bis 25.6., Fr 15-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr

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