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Kultur: Wechselbäder

Pendereckis Requiem in der Philharmonie

Als der emotional geladene Streifzug durch die jüngere Geschichte Polens zum Ende kommt, irgendwo zwischen feinen Reminiszenzen an die bereits durchlebte Resignation und einem selbstbewusst donnernden Finalgestus, da ist der Kräfteverschleiß bei allen Beteiligten spürbar. Die Ovationen fallen bedächtiger aus, als man es nach einer solchen Aufreibung hätte erwarten können. Und bei Achim Zimmermann am Pult reicht die Energie offenbar nicht mehr, um dem im zweiten Teil des Abends so grandiosen Ralf Forster an der Soloklarinette des Konzerthausorchesters seinen verdienten Soloapplaus zuzugestehen.

Zweieinhalb Stunden lang ist Krzysztof Pendereckis Polnisches Requiem in der Philharmonie erklungen. Dass es das Orchester zusammen mit der Berliner Singakademie und dem Philharmonischen Chor durchgehend geschafft hat, diese klanglichen Symbiosen einzugehen, die Pendereckis aufgewühlte Musik einfordert, ist die größte Leistung. Schon im Introitus sind Stimmen und Instrumente gleichartig entrückt, klingen schwebend. Diesen sakralen Klang forciert Zimmermann immer dann, wenn Penderecki avantgardistisch wird. Und er stellt ihn in dramaturgische Spannung zu den neoromantischen Gefühlsentladungen, die es in der Musik des Polen nicht minder gibt.

Ein Wechselbad der Gefühle zwischen den historischen Leiden und Hoffnungen des polnischen Volkes – so, wie es Penderecki als Programm des Requiems mitgedacht haben will. Im Solistenquartett entspricht dem vor allem Jadwiga Rappé. Wie sie im Sanctus Klage, Leid, Verzweifelung und Stolz ineinanderfließen lässt, das spiegelt diesen Abend wunderbar im Kleinen. Daniel Wixforth

Daniel Wixforth

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