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Kultur: Wehrmachtsausstellung: Hamburger Institut für Sozialforschung trennt sich von Hannes Heer

Das Hamburger Institut für Sozialforschung hat sich von Hannes Heer, dem früheren Leiter der Wehrmachtsausstellung getrennt. Die Trennung sei einvernehmlich verlaufen, sagte die Pressesprecherin des Hamburger Instituts am Montag gegenüber dem Tagesspiegel.

Das Hamburger Institut für Sozialforschung hat sich von Hannes Heer, dem früheren Leiter der Wehrmachtsausstellung getrennt. Die Trennung sei einvernehmlich verlaufen, sagte die Pressesprecherin des Hamburger Instituts am Montag gegenüber dem Tagesspiegel. Als Begründung hieß es, Heer und Institutsleiter Jan Philipp Reemtsma hätten sich bei der Neukonzeption der umstrittenen Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" nicht einigen können. Heer werde das Haus zum Jahresende verlassen. Damit bestätigte das Institut einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Die Wehrmachtsausstellung war seit 1995 bis zum Stopp im vergangenen Jahr in zahlreichen deutschen Städten gezeigt worden, teilweise auch begleitet von rechtsradikalen Protesten. Über 900 000 Besucher haben die Ausstellung gesehen. Im Herbst 1999 wurde die Ausstellung vorläufig geschlossen. Der Grund: Insbesondere der polnische Historiker Bogdan Musial hatte kritisiert, dass mindestens neun der über 1400 Fotos nicht das zeigten, was die Bildunterschrift angab. Einige Fotos zeigen laut Musial nicht, wie in der Legende behauptet, Opfer der Wehrmacht, sondern Zivilisten, die vom sowjetischen Geheimdienst NKWD ermordet wurden. Der ungarische Historiker Krisztián Ungváry hatte gar behauptet, dass rund 90 Prozent der ausgestellten Fotos keine Wehrmachtsverbrechen zeigten.

Zur Überprüfung der Vorwürfe hat das Institut eine internationale Expertenkommission eingesetzt, der unter anderen der Berliner Historiker Reinhard Rürup, der NS-Experte Hans-Ulrich Thamer und der ehemalige Leiter des Bundesarchivs in Koblenz, Friedrich Kahlenberg, angehören. Das Gremium hat sich nach Auskunft des Hamburger Instituts bereits sieben Mal getroffen und Musial sowie Ungváry eingeladen, ihre Kritik an der Ausstellung im Detail zu erläutern. Die Macher der Ausstellung, Hannes Heer, Walter Manoschek und Bernd Boll, hatten daraufhin Gelegenheit, ausführlich auf die Kritik zu reagieren. Das Hamburger Institut hatte bereits im November 1999 erklärt, dass die These Ungvárys, innerhalb der Wehrmacht seien allein die Feldgendarmerie und die Geheime Feldpolizei für Exekutionen zuständig gewesen und diese Truppenteile hätten ein Prozent der Wehrmacht ausgemacht, im Widerspruch zur anerkannten Forschung stehe. Zur Klärung von Musials Vorwürfen hat die Kommission Rechercheure mit der Überprüfung der Bildlegenden in den Archiven beauftrat, aus denen die Fotos stammen. Die Experten wollen die Ergebnisse ihrer Auswertungen im November der Öffentlichkeit vorstellen. Bis zu diesem Zeitpunkt könne das Hamburger Institut keine Aussagen machen, hieß es gestern. Auch die Behauptung des "Spiegels", dass die Vorwürfe gegen Heer inzwischen teilweise entkräftet seien, könne man nicht bestätigen, da die Kommission ihre Ergebnisse noch nicht mitgeteilt habe.

clk

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