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Blick auf die Loreley

© dpa

Welterbetitel: Noch kein Votum der Unesco für Loreley-Tal

Die Rheinland-Pfälzer wollen es besser machen als die Sachsen und ihr Unesco-Welterbe nicht aufs Spiel setzen. Deshalb warten sie auf das Einverständnis der UN-Kulturorganisation für einen Brücken- oder Tunnelbau: Doch das gibt die Unesco nicht so schnell.

Die Unesco hat sich überraschend nicht auf eine Brücken- oder Tunnellösung für das als Welterbe geschützte Rheintal bei der Loreley festgelegt. Die UN-Kulturorganisation forderte am Samstag zunächst eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die verschiedenen Varianten. Zudem verlangte das Welterbe-Komitee bei seiner Tagung im kanadischen Québec eine Studie zum Verkehrsbedarf.

Die reizvolle Flusslandschaft zwischen Koblenz und Bingen ist seit 2002 als Welterbe anerkannt. Nach dem Willen der rheinland- pfälzischen Landesregierung soll die von der Wirtschaft geforderte Flussquerung das begehrte Gütesiegel nicht aufs Spiel setzen, so wie es dem Dresdner Elbtal bei einem Weiterbau der umstrittenen Waldschlößchen-Brücke droht.

Rheinland-Pfalz hatte gehofft, von der Unesco grünes Licht für eine Brücke, zumindest aber für einen Tunnel zu bekommen. Der Planungsauftrag für das Großprojekt sollte unmittelbar nach der Tagung in Québec vergeben werden. Die Kosten für eine Brücke werden auf rund 40 Millionen Euro, für einen Tunnel auf mindestens 70 Millionen Euro geschätzt.

Ausbau der Fährverbindung reicht Wirtschaft nicht aus

Die deutsche Delegierte Brigitte Ringbeck sagte, mit dem Beschluss zum Loreley-Tal habe das Welterbe-Komitee anerkannt, dass Rheinland-Pfalz schon sehr früh die Unesco und den Internationalen Rat für Denkmalpflege eingeschaltet habe. Jetzt bleibe Zeit, um eine vernünftige Grundlage für die Entscheidung zu erstellen. Ringbeck vertritt bei der Tagung die Bundesländer, Deutschland hat aber kein Stimmrecht.

Die Wirtschaft fordert seit langem eine Querung an dem rund hundert Kilometer langen brückenfreien Abschnitt zwischen Koblenz und Mainz. Ein Ausbau der Fährverbindungen, wie vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) vorgeschlagen, wäre aus Sicht der Wirtschaft nicht ausreichend. Im Februar hatte Rheinland-Pfalz den Beratern der Unesco drei Brückenvarianten und eine Tunnellösung vorgestellt.

Dresdner Elbtal bleibt auf der Roten Liste

Während die Rheinländer schon früh die Abstimmung mit den UN- Kulturverantwortlichen suchten, läuft beim Dresdner Elbtal alles auf eine Konfrontation hinaus. Nach zwei Warnschüssen in den vergangenen beiden Jahren drohten die Welterbe-Schützer den Sachsen am Donnerstag ultimativ den Entzug des prestigeträchtigen Titels für 2009 an, sollte die Waldschlößchen-Brücke weitergebaut werden. Bis dahin bleibt das Elbtal auf der Roten Liste der gefährdeten Welterbe-Stätten.

Bei der Unesco-Jahrestagung in Québec wird auch über 41 Anträge auf Neuaufnahme in die Welterbe-Liste beraten. Berlin bewirbt sich mit sechs Wohnsiedlungen aus den 20er Jahren um das Gütesiegel. Die Entscheidung wurde für diesen Sonntag oder Montag erwartet. Bisher hat Deutschland 32 von der Unesco geschützte Kultur- oder Naturstätten, weltweit sind es rund 850. (ut/dpa)

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