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Kultur: Wenn das Kollektiv übt

TANZ

Bekannt wurde Felix Ruckert damit, die Grenzen zwischen Tänzer und Zuschauer aufzuheben. Zuletzt wurden dem Teilnehmer gar die Augen verbunden, damit er sich in direkte sinnliche Interaktion mit dem Tänzer stürze. Nun hat Ruckert die Gruppe als geschlossenes System wiederentdeckt und MushRoom in seinem Berliner Stammsitz Dock 11 herausgebracht (wieder vom 11. bis 13. und 16. bis 20. Juli). In dreimonatiger Proben- und Vorbereitungsphase haben dazu unterschiedliche Bewegungslehrer mit der Company gearbeitet. Daraus ist improvisatorisches Material entstanden, welches die sechs Tänzer, darunter Ruckert selbst, in einem Set zur Anschauung bringen, der ebenso sehr von Spontaneität erzählt wie von formaler Festlegung. Man erblickt ein Fließen und Strömen raumgreifender Bewegungen. Es gibt eigenartige Artikulationen von Einzel- und Gruppenimpulsen, teilweise brillante Solopassagen verweisen die übrigen Tänzer so lange an die Ränder der Spielfläche, bis, auf irgendein Signal hin, manche wieder einsteigen ins Geschehen. Christian Meyer Mals elektronische Soundlandschaft sorgt für zusätzliche Dynamik in dieser „Menschengruppe, die ihre eigenen Regeln des Funktionierens und der Organisation entwickelt“, wie das Programm erläutert. Aber diese dauernde Selbst-Verständigung richtet sich nur nach innen. Im Gegensatz zu Ruckerts anderen Arbeiten wird das Publikum immer weiter abgedrängt. Das Kollektiv hat viel gesprochen. Was es uns zu sagen hatte, wissen wir nicht so genau.

Franz Anton Cramer

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