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Kultur: Wenn die Geigen jammen

Geben wir es unumwunden zu: Das Verhältnis von Klassik und Pop ist nicht das beste. Man bleibt unter sich – und das ist auch gut so.

Geben wir es unumwunden zu: Das Verhältnis von Klassik und Pop ist nicht das beste. Man bleibt unter sich – und das ist auch gut so. Beethovens Neunte wurde zwar von unzähligen Popmusikern verheizt. Umgekehrt bedankten sich Sinfonieorchester, indem sie die Beatles mit Cello und Oboe intonierten. Den Dank des anspruchsvollen Publikums finden solch zweifelhafte Annäherungen nur selten. Mehr als seichtes Hintergrundgefiedel kommt dabei oft nicht heraus.

Dennoch versuchen Unerschrockene immer wieder zusammenzuführen, was die Mode streng geteilt hat. Eine der rührigsten Initiativen ist die Yellow Lounge , die 2001 in Hamburg startete und mittlerweile auch immer öfter in Berlin tagt. Die von der Plattenfirma Universal initiierte Reihe exportiert klassische Musik aus dem Konzertsaal hinein in Clubs wie das Cookies, die Maria oder die Arena. Vokabular („Live Act“) und Optik (Lounge-Bilder) sind der Popwelt entnommen, die Musik aber bleibt ganz seriös dem klassischen Kanon verhaftet. Einziges Zugeständnis an die DJ-Kultur: Die Stücke fließen harmonisch ineinander. Verfremdet oder gar gemixt wird dabei nicht, Resident-DJ David Canisius lässt die Finger von den Effekten des Mischpultes. Er ist Geiger am Deutschen Kammerorchester.

Dazu konnte man bereits illustre Gäste hören: Neil Tennant, Sänger der Pet Shop Boys, spielte sein erstes Klassik- Set, Pianist Yundi Li, das Emerson String Quartett oder Countertenor Andreas Scholl traten auf. Am Dienstag, 19. September, feiert die Yellow Lounge um 21 Uhr in der Deutschen Oper die Weltpremiere eines Experiments. Die ehrwürdige Deutsche Grammophon öffnete ihre Archive keinem Geringeren als Jimi Tenor . Das finnische Rock- und Techno-Urgestein durfte das Tabu brechen und Material wie „Répons“ von Pierre Boulez durch den Mixer drehen. Dabei kommt nicht der übliche Einheitsbrei heraus, sondern eine behutsame Bearbeitung. Tenor stellt seine Platte „Deutsche Grammophon – ReComposed“ (DG/Universal) live mit den Musikern des Orchesters der Deutschen Oper vor. Und ausnahmsweise darf man sein Bier in der Deutschen Oper aus der Flasche trinken.

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