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Kultur: Wenn Welten auf einander prallen

Eine "Rückkehr in die Zivilisation" nennt Roberto Ciulli scherzhaft den Beginn seiner Gastspielreihe am Maxim Gorki Theater. Auf einer Pressekonferenz gab er Auskunft zu den Inszenierungen, die sein Theater a.

Eine "Rückkehr in die Zivilisation" nennt Roberto Ciulli scherzhaft den Beginn seiner Gastspielreihe am Maxim Gorki Theater. Auf einer Pressekonferenz gab er Auskunft zu den Inszenierungen, die sein Theater a. d. Ruhr vom 7. bis 10. Februar dort zeigt. Alle Stücke haben, so Ciulli, etwas mit dem Fremden, dem Außenseiter in einer Gesellschaft zu tun. Der Zuschauer allerdings bekomme nicht das zu sehen, was er gelesen habe: Aufgabe des Theaters sei nicht die Vermittlung eines Lesestoffs. "Text und Aufführung sind zwei Welten, zwischen denen es einen Qualitätssprung gibt. Das Theater hat seine eigene Dynamik und Dimension."

Carl Sternheims "Bürger Schippel" eröffnet am 7. Februar den Reigen. Der soziale Konflikt Proletarier - Bürger ist in Ciullis Inszenierung der zwischen dem Fremden und dem Einheimischen. Am nächsten Tag ist, auch in Ciullis Regie, Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" zu sehen, womit die Truppe den Beweis zu erbringen suche, meinte der Regisseur, dass dies Werk trotz seines Geruchs nach Antisemitismus und trotz Holocaust in Deutschland zu spielen sei. Peter Handkes "Kaspar", die älteste der Produktionen, wird am 9. Februar gezeigt. Sie stammt aus dem Jahr 1986 und ist inzwischen in 30 Ländern gespielt worden. Die letzte Vorstellung ist dann am 10. Februar die Inszenierung des "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry. Es spielen: Maria Neumann und Roberto Ciulli, der, wie er lachend mitteilte, mit dieser Rolle sein Debüt als Schauspieler hatte.

1980 gründete Robert Ciulli gemeinsam mit seinem Dramaturgen Helmut Schäfer das Mülheimer Theater an der Ruhr, und entgegen aller Prognosen existiert dies eigenwillige kleine Haus jetzt 20 Jahre. Es hat eine flexible Struktur, in der alle Mitarbeiter - Künstler, Techniker, Verwaltung - die gleichen Verträge haben. Außerhalb des Tarifsystems, betont der Hausherr. Die blockieren nämlich an den Stadttheatern viele Gelder, weshalb Sparmaßnahmen nur immer im künstlerischen Bereich greifen können. Das Theater an der Ruhr kann durch Kooperationen und Gastspiele rund 40 Prozent seines Etats einspielen. Ein neiderweckendes Ergebnis für jedes Stadttheater.

Volker Hesse verwies noch auf einige Änderungen oder Neuerungen im Spielplan des Gorki Theaters: Derzeit probiert Thomas Langhoff "Iphigenie auf Tauris" von Goethe (Premiere am 22. Februar). Der Zusammenprall von Kulturen stünde in dieser Inszenierung im Mittelpunkt. Neu geplant im Studio ist am 20. März "Hysterikon" von Ingrid Laubund, eine Zusammenarbeit mit der Universität der Künste. Ebenfalls neu im Spielplan ist Kazuko Watanabes Inszenierung von Henrik Ibsens "Gespenster" auf der großen Bühne (Premiere 26. März). Im Studio folgt am 5. April "Einheitsblues", ein musikalischer Abend zu den unterschiedlichen musikalischen Prägungen in Ost- und Westdeutschland, unter der Leitung von Adriana Altaras. Auch neu im Studio: die deutschsprachige Erstaufführung "9 MM" von Lyonel Spycher im Mai, in der Regie von Isabel Osthues. Am 31. Mai hat dann Stefan Otteni Premiere mit "Republik Vineta" von Moritz Rinke.

Inka M. Lehmann

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