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Kultur: Wer baut, zahlt

Eine

von Christina Tilmann

Es sind Zauberkünstler am Werk. Und Rechenkünstler. Sie sollen uns erklären, wie man einen 500 bis 800 Millionen Euro teuren Neubau am Berliner Schlossplatz finanziert. Und womit man das Gebäude am sinnvollsten füllt. Nostalgiker befürworten eine Rekonstruktion der historischen Schlossfassade (eine Ansicht, der sich der Deutsche Bundestag 2002 per Abstimmung anschloss), kühl rechnende Finanzpolitiker hingegen plädieren für eine weitgehend privatwirtschaftliche Nutzung.

Am kommenden Mittwoch wird von Kulturstaatsministerin Christina Weiss die neue Machbarkeitsstudie zum Berliner Schlossplatz vorgestellt: erstellt von zwei privaten Beratungsunternehmen im Auftrag von Bund und Land. Gestern schon veröffentlichte die „FAZ“ erste Eckdaten der Studie. Das Ergebnis überrascht zunächst. Hält man an der Schlossfassade fest, hat das Auswirkungen auf die Nutzung des Gebäudes. Alles, was Geld bringt, Büros, Konferenzzentren, Einkaufspassagen, lässt sich schon von den Raumhöhen her hinter so einer Fassade nicht profitabel planen. Allenfalls eine Tiefgarage und ein Nobelhotel wäre mit den teilweise zu rekonstruierenden Prunkgemächern vereinbar. Und vielleicht findet sich ja auch noch ein Privatsammler, der auf eigene Kosten eine Ausstellungshalle in das Gebäude integriert.

Abgesehen davon, dass eine Tiefgarage unter dem Bebelplatz und ein Nobelhotel ganz in der Nähe im ehemaligen Staatsbankgebäude existieren und dass statt einer weiteren Privatsammlung viel eher die Dahlemer Museen eine neue Bleibe brauchten: Die Botschaft, dass ein solch prominenter, historischer Ort nach angemessener Nutzung verlangt, kann nicht oft genug verkündet werden. Ist, um das Vakuum zu füllen, jede sich selbst finanzierende Lösung recht, hat man zwar eine schöne Hülle gewonnen, den kostbaren Platz aber verschenkt.

Das Humboldt-Forum, das die Staatlichen Museen, Universität und Landesbibliothek hier planen, würde das nötige Niveau gewährleisten. Aber wer zahlt’s? Einen Privatinvestor wird man für dieses Programm kaum finden, die öffentlichen Kassen sind leer. Die Studie favorisiert deshalb eine Finanzierung über Private-Public Partnership. Das heißt: Der Bund zahlt doch den größten Teil, allerdings über einen Zeitraum von dreißig Jahren gestreckt. Die Bereitschaft, dem Beschluss von 2002 auch Gelder folgen zu lassen, hat man von Bundesseite bislang vermisst. Nun ist Zeit für Ehrlichkeit.

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