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Kultur: Wer mit dem Teufel tanzt, verliert

Ich kann was, ich habe Phantasie, ich bin gut drauf - so lautet die Botschaft, die der 20jährige Videoclip-Regisseur Guy Ritchie in den ersten Minuten seines Langfilm-Debüts verkündet.Er zeigt einen Londoner Straßenhändler, der schnell und frech redet und vor der Polizei fliehen muß.

Ich kann was, ich habe Phantasie, ich bin gut drauf - so lautet die Botschaft, die der 20jährige Videoclip-Regisseur Guy Ritchie in den ersten Minuten seines Langfilm-Debüts verkündet.Er zeigt einen Londoner Straßenhändler, der schnell und frech redet und vor der Polizei fliehen muß.Mitten in der Bewegung gefriert das Bild, der Fliehende wird vorgestellt, und es gibt noch mehrere "freeze frames", wie wir sie schon aus "Trainspotting" kennen, entweder um Personen vorzustellen, oder aus reiner technischer Spielerei - etwa wenn Karten beim Mischen in der Luft liegenbleiben."Bube, Dame, König, Gras" liefert ein Musterbeispiel für ermüdende Munterkeit.

Alles rennt und plappert nonstop.Zwar gibt es vier Hauptfiguren: die Freunde Eddy (Nick Moran), Soap (Dexter Fletcher), Bacon (Jason Statham) und Tom (Jason Flemyng), die versuchen, Eddys Spielschulden zu bezahlen.Und es gibt einen furchterregenden Gegenspieler in dem Pornofilmproduzenten Hatchet Harry (P.H.Moriarty).Doch die Regie ist zu verspielt, als daß man Anteil nehmen könnte.Im Laufe der Handlung türmen sich die Leichen, da sich immer mehr Ganoven gegenseitig bekämpfen.Liebhaber origineller Todesarten kommen auf ihre Kosten: ein Mann wird mit einem Dildo erschlagen, ein anderer mit einem Golfball.Die Opfer sind selbst schuld: "Wer mit dem Teufel tanzt, muß warten, bis der Tanz zu Ende ist", heißt es an einer Stelle.

Da Ritchie fast nur mit Kunstlicht arbeitet, wirken sämtliche Situationen zu unrealistisch, um zu schockieren.Keine Frage, hier war eine schwarze Komödie beabsichtigt, und Mangel an Spielfreude kann man weder dem Regisseur noch den Darstellern vorwerfen.Gerade da liegt das Problem, denn Humor ist bekanntlich eine todernste Sache, und über die makabren Scherze könnte man besser lachen, wenn sie auch wehtun würden.Ein wesentlicher Pluspunkt des Films hat in England für Ärger gesorgt: für einige Nebenrollen wurden der Authentizität halber echte Kriminelle engagiert.Was ist daran so verwerflich? Jeder Täter hat nach Verbüßung seiner Strafe ein Recht auf Arbeit, auch beim Film.Und für die Zuschauer ist doch nicht der Charakter, sondern das Charisma des Darstellers entscheidend.Wann wird Mehmet endlich die deutschen Leinwände erobern?

Broadway, Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, FT Friedrichshain, Passage, Scala, Yorck; Odeon (OmU)

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