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© Berlinale

Wettbewerb: Lüge lieber ungewöhnlich

In "Rompecabezas", dem Erstlingsfilm der Argentinierin Natalia Smirnoff, bekommt Maria del Carmen ein Puzzlespiel zum Geburtstag. Und bald liest sie die schicksalshafte Anzeige - ein schöner kleiner großer Film über das Lügen ohne zu lügen.

Teigknetende Hausfrauenhände, dazu ein Stück Rücken oder ein wenig Kinn. Und immer wieder die Hände, wie sie eine Geburtstagstorte schmücken, sehr bunt, mit einer Zahl obendrauf. Natalia Smirnoff mag die Übernah-Aufnahmen, hier ist es Realismus: Das Wichtigste an einer Hausfrau sind die Hände. Sie leisten eine Arbeit, die keinen Anfang hat und kein Ende und kein Ergebnis. Hinterher sieht es bestenfalls wieder aus wie vorher. Das ist die tendenzielle Unsichtbarkeit der Hausfrauen.

In „Rompecabezas“, dem Erstlingsfilm der Argentinierin Natalia Smirnoff, bekommt Maria del Carmen ein Puzzlespiel zum Geburtstag, und bald liest sie die schicksalshafte Anzeige: Partner zum Puzzle-Wettbewerb gesucht! Kino ist ein Spezialfall des Puzzlespiels. Die Frage lautet: Wird ein Bild daraus? Um es gleich zu sagen: Es wird. Einen guten Film erkennt man vor allem an dem, was er nicht zeigt. Keine Spur vom „Aufarbeiten einer Beziehung“, hier „kommuniziert“ – Gott sei Dank – niemand. Alles, was zwischen Maria del Carmen und ihrem Mann zu sagen wäre, bleibt stumm. Und wird trotzdem gesagt. Das ist meisterlich.

Maria Onetto ist Maria del Carmen. Was für ein Seelenspiegel in ihrem Gesicht, alltagsberuhigt-verschlossen zumeist, dann Schauplatz atemberaubender Verjüngungen, von Versteinerungen auch. Puzzeln: Vielleicht ist es am Anfang nur diese kleine Befriedigung, die begabten Hände zu etwas zu gebrauchen, was so ganz und gar nicht nützlich ist. Überhaupt das allzu Kleine in „Puzzle“: ein Fußbad vorm Fernseher, als Maria del Carmen von ihrem Mitpuzzler kommt, und ihre Füße beginnen zu plätschern vor lauter neuem Leben. Alle sehen es außer ihr selbst. Sogar ihr Mann merkt auf.

Was für ein schöner kleiner großer Film über das Lügen ohne zu lügen. Über die rücksichtslose Rücksicht und andere vergessene Künste.

Heute 15 Uhr (Friedrichstadtpalast) und 20 Uhr (International), 21. 2., 20 Uhr (Urania)

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