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Kultur: Wetten, dass ich schreiben kann!

LITERATUR

Arnold Höllriegel schrieb die Films der Prinzessin Fantoche im Jahr 1913, angeblich innerhalb von fünf Tagen. Anlass soll eine Wette gewesen sein, die behauptete, man könne keinen Roman über das Filmmilieu schreiben. Höllriegel muss die Wette gewonnen haben, auf jeden Fall gelingt es ihm mit leichter Hand, wichtige Elemente der Kinokunst in seinem Buch zu verarbeiten (Aviva Verlag, Berlin 2003, 157 S., 12,50 €). Ein Bankier wird von einer hübschen Dame, die sich Prinzessin Fantoche nennt, ausgeraubt. Die Polizei, auf der Suche nach der Räuberin, wird von selbiger ein ums andere Mal hereingelegt und bloßgestellt. All das wird heimlich auf Film gebannt und in wöchentlichen Folgen einem begeistert-belustigten Kinopublikum dargeboten. Verfolgungsjagd, Verwechslungskomödie und Liebesgeschichte hat Höllriegel auf geschickte Weise verquickt. Er war einer der ersten, die sich mit dem Medium Film schriftstellerisch auseinander setzten. Später schrieb er eine Chaplin-Biographie, Drehbücher und zwei weitere „Filmromane“ (derer sich der Aviva-Verlag sicher bald annehmen wird). Nebenbei kann man in den „Films der Prinzessin Fantoche“ auf einige kuriose Wörter und Wendungen stoßen, wie den damals gebräuchlichen Plural „Films“. Ebenso hübsch befremdlich wirkt „Es wäre riskiert gewesen, die Gefangene durch die erregte Menge zu transportieren“. Weniger riskant ist es, dieses Buch aufzuschlagen. Man wird es kaum vor Ende wieder schließen.

Tobias Lehmkuhl

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