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Kultur: Wie eine frische Brise: berauschend, spanisch, herb

Wenn Spaniens Gitarren erklingen, sind meist die Kastagnetten mit von der Partie. Und so gibt es kaum eine spanische Band, die im Ausland gänzlich auf dieses Klischee verzichtet.

Wenn Spaniens Gitarren erklingen, sind meist die Kastagnetten mit von der Partie. Und so gibt es kaum eine spanische Band, die im Ausland gänzlich auf dieses Klischee verzichtet. Auch bei den Héroes del Silencio, den hierzulande wohlbekannten Rockeros aus Zaragoza, kommt vor allem der wehleidige Gesang andalusischer Folklore zur Geltung. Verkannt wird dagegen die Musik an Spaniens Nordwestküste. Zu Unrecht, denn wer Galicien bereist hat, weiß, dass dort die keltisch geprägten Klänge so heftig in die Glieder fahren können wie der Genuss einer Flasche Ribeiro. Immerhin haben sich nun die jüngsten Nachfahren keltischer Krieger aufgemacht, neue Länder zu erobern. Berrogüetto, vor denen man derzeit auch in Andalusien den Sombrero zieht, tingeln seit zwei Jahren erfolgreich durch die Folkszene Europas und wurden sogar mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. In der Kulturbrauerei brachten die sieben Musiker Bilder ihrer berauschend herben Heimat zu Gehör. Melodien aus Harfe, Violinen, Gitarren und galicischen Dudelsäcken strichen durch den Saal wie eine frische Brise über das Kap Finisterre. Dazwischen brandete die Percussion, deren Wellen bis von den Antillen kamen, an eine zerklüftete Küste irgendwo zwischen Irland und Portugal. Ab und zu das kehlige Sopransax wie ein Möwenschrei in den letzten Farben der Dämmerung. War das Jazz? Rock? Folk? Oder alles zusammen? An den schroffen Genre-Klippen sollten Berrogüetto jedenfalls nicht scheitern: Sie umschifften sie mit Groove und Geschick, Fantasie und viel Ironie. Wer wollte ihnen da mit Sherry zuprosten?

Roman Rhode

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