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Kultur: Wie England seine alten Meister rettet

Briten kennen keine Exportverbotslisten für Kunstwerke von nationalem Rang wie andere Länder. Eine solche Liste, glauben sie, käme praktisch einer Vermögensenteignung gleich, weil ein Kunstwerk, sobald es aufgelistet ist, seinen Marktwert verliert.

Briten kennen keine Exportverbotslisten für Kunstwerke von nationalem Rang wie andere Länder. Eine solche Liste, glauben sie, käme praktisch einer Vermögensenteignung gleich, weil ein Kunstwerk, sobald es aufgelistet ist, seinen Marktwert verliert. Wann immer etwas Schützenswertes aus Privatbesitz verkauft werden soll, wird ein vorläufiges Exportverbot verhängt. Dann haben Museum oder öffentliche Einrichtungen eine Frist, ein Vorkaufsrecht wahrzunehmen und den vollen Preis zu bezahlen.

Doch der aufgeheizte Markt und die steigende Nachfrage machen es den Briten immer schwerer, ihr Patrimonium zusammenzuhalten. Nun soll ein Notfonds mit einem Kapital von über einer Milliarde Pfund das Finanzpolster schaffen, um die wichtigsten Kunstwerke des Landes für die Nation zu retten. Unklar ist bisher nur, woher das Geld kommen könnte.

Die Zeitschrift „Apollo“ hat bereits eine Liste mit den 25 bedeutendsten Werken aufgestellt: Darunter ist beispielsweise Raffaels „Bridgewater Madonna“, das der Duke of Sutherland besitzt, oder Tizians berühmtes Porträt eines unbekannten Mannes. Es gehört dem Earl of Halifax, der es verkaufen will. Als die Nationalgalerie ihm vor zwei Jahren 55 Millionen Pfund dafür bot, lehnte er ab. Bei einer Versteigerung würde das Bild wahrscheinlich mehr bringen.

Aktuell sammelt die Tate Gallery bereits für Turners Aquarell „Der blaue Rigi“, das ein Ausländer im Juni 2006 bei Christie’s für 5,8 Millionen ersteigerte. Es fehlen noch zwei Millionen Pfund. Bis zum 20. März hat die Tate Zeit. Danach könnte Rembrandts Porträt der Catrina Hooghsaet aus Penrhyn Castle an die Reihe kommen, das einer Erbengemeinschaft gehört. „Freundliche Gespräche“ mit der niederländischen Regierung wurden bereits geführt. Das Rijksmuseum ist offenbar bereit, 50 bis 70 Millionen Euro zu bezahlen.

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