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Kultur: Wie schön es wäre

FILM

Was, wenn schon vor 15 Jahren alles schief gegangen ist? Man war fürs Kino verabredet, sie ist nicht gekommen, und das wäre vielleicht die Liebe fürs Leben gewesen. Sandra Wernecks brasilianische Sommerkomödie „Amores possiveis – Mögliche Lieben“ ist gnädig und gewährt eine zweite Chance. Was also, wenn man nach 15 Jahren der Jugendliebe wieder begegnet?

Bis dahin kann so viel schief gelaufen sein. „Mögliche Lieben“ führt in Parallelmontage alle Varianten eines verpfuschten Lebens vor, eine schrecklicher als die andere. Carlos (Mulio Benício), der unglückliche Kinogänger, hat geheiratet, ein Kind bekommen und sich dann in seinen Fußballkollegen verliebt. Er hat geheiratet, kein Kind bekommen und sich mit seiner Frau lieblos, aber bequem arrangiert. Er hat nicht geheiratet und lebt immer noch bei seiner Mutter. Und Julia (Carolina Ferraz), die untreue Kinoliebe? Sie kämpft sich als allein erziehende Mutter durchs Leben. Sie wartet immer noch aufs große Glück. Oder sie hat ihren Weg gefunden, als selbstbewusste Künstlerin – und muss sich doch kräftig Mut antrinken, bevor sie der künftigen Schwiegermutter begegnet.

Mut und Feigheit, Egoismus und Verständnis sind die Grundtöne des Films. Ob man die Kraft, das Steuer noch einmal herumzureißen, wirklich findet? Sie versuchen alles, Carlos und Julia I bis III, auf der Suche nach dem späten Glück: Kontaktanzeigen, Vernissagenbesuche und Picknick auf dem Dach. Und müssen lernen, dass man 15 Jahre nicht ungeschehen machen kann. Jeder Carlos ist ein anderer – und jedes Glück Illusion. Denn immerhin: Sie ist damals nicht gekommen.

Zum Happy End aber gibt’s die schönste aller Lebenslügen: das Kino. Das Leben, nur ein Traum? Doch wie sagt der treue Pedro (Emilio de Mello), als Carlos’ zynisches, moralisches oder liebevolles Alter Ego in jeder Parallelhandlung glänzend besetzt: „Ich hasse Träume. Sind sie schlecht, schwitzt man und wacht auf. Sind sie gut, war es nur ein Traum.“ – In Berlin in den Kinos Eiszeit, Hackesche Höfe, Neue Kant Kinos und Xenon (alle OmU)

Christina Tilmann

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