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Kultur: Wie Stalin mit seiner Tochter scherzte Autographenauktion bei Stargardt in Berlin

Die Liebe zum Handschriftlichen teilt eine kleine, aber treue Sammlerschar. Und so verwundert es kaum , dass im Unterschied zur flauen Gesamtwirtschaft die Herbstauktionen im Berliner Auktionshaus Stargardt in der letzten Woche mit einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro die vorher geschätzten 1,2 Millionen sogar noch steigern konnten.

Die Liebe zum Handschriftlichen teilt eine kleine, aber treue Sammlerschar. Und so verwundert es kaum , dass im Unterschied zur flauen Gesamtwirtschaft die Herbstauktionen im Berliner Auktionshaus Stargardt in der letzten Woche mit einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro die vorher geschätzten 1,2 Millionen sogar noch steigern konnten. Allein viele staatliche Bieter, die hier Museums- und Bibliothekenschätze ergänzen könnten, mussten auf Grund ihres begrenzten Budgets oftmals verzichten. Immerhin konnte sich das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf ein Gedichtmanuskript von „Deutschland ein Wintermärchen“ für 15 000 Euro sichern. Das schöne Albumblatt mit Goethes datiertem und signiertem Zweizeiler: „Narre wenn es brenne, so lösche. Hats gebrannt, bau wieder auf“ war einem privaten Bieter 9000 Euro wert. Für das bemerkenswerte – allerdings bereits veröffentlichte – Konvolut mit 256 Autographen Lion Feuchtwangers (Schätzpreis 25000 Euro) fand sich dagegen kein Interessent.

Erwartungsgemäß brachte der kleine Briefausschnitt mit einer geometrischen Zeichnung von Johannes Kepler den höchsten Preis unter den Wissenschaftsautographen und konnte mit 40000 Euro seine Taxe glatt verdoppeln. Ein Brief Sigmund Freuds an Arthur Schnitzler stieg von 12000 auf 25000 Euro. Durchweg gute Ergebnisse erzielten auch Briefe der Künstler, die zur klassischen Moderne zählen, wie ein sehr persönliches Schreiben von Egon Schiele an seinen Förderer Oskar Reichel, das von 4000 auf stolze 25000 Euro stieg. In der Abteilung Musik fand ein beidseitig beschriebenes Manuskript Franz Schuberts für 32000 Euro einen glücklichen Käufer.

Bei den historischen Dokumenten fielen Handschriften von zwei Sowjetgrößen aus dem Rahmen. Ein Schriftstück Lenins mit amtlichem Briefkopf an den „Genossen Leiter der Photoabteilung der Sowjetmacht“ erzielte dann auch 9000 Euro. Das wohl ungewöhnlichste Stück des ganzen Angebots aber war eine Art innerfamiliärer Scherz: Die förmliche Antwort Stalins auf den „Befehl Nr. 3“ seiner Tochter, sie auf die Datsche in Zubalovo zu begleiten, stieg auf 52000 Euro. Der „Woschd“ signierte als „Sekretär der Hausfrau“.

Iring Fetscher

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