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Kultur: Wiege der Geschichte

Jordanien und Berlin wollen die „Gesichter des Orients“ zeigen

Während Jordanien zwischen Palästina-Konflikt und Irak-Krise um Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt kämpft, haben Berliner Ausstellungsmacher das Land in anderer Hinsicht im Visier. Ab Oktober 2004 soll im Alten Museum Berlin „Die Gesichter des Orients“ gezeigt werden, eine Ausstellung über die frühen Kulturen Jordaniens von 7500 vor bis 650 nach Christus. Festgezurrt haben Vertreter der Stiftung Preußischer Kulturbesitz die für Europa einzigartige Riesenschau jetzt in Jordanien, nachdem die Stiftung Klassenlotterie Berlin mit einer Million Euro den Grundstock zur Finanzierung des Projektes geschaffen hatte. Im Januar 2005 soll die Ausstellung dann weiter in die Bundeskunsthalle nach Bonn ziehen.

Als ein Projekt der Superlative bezeichnete der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter Klaus Schuster, das Vorhaben bei einer Präsentation im Hause des deutschen Botschafters in Amman. Dabei beschrieb er seine Museen dem königlichen Gast Prinz Ra´ad als eine Art „Louvre plus Britisches Museum“ und wies dabei darauf hin, dass die Berliner Museumsinsel ebenso zum Weltkulturerbe gehört wie die Nabatäer- und Römerstadt Petra in Südjordanien, der sich die Ausstellung eingehend widmen wird. Der in Berlin geborene Prinz Ra´ad, der sich stellvertretend für den Schirmherren der Ausstellung, König Abdallah II. von Jordanien, die Präsentation ansah, war sichtlich erfreut, dass Jordanien und Deutschland „Hand in Hand“ arbeiteten.

Die in elf zeitliche Abschnitte unterteilte Ausstellung soll „den Menschen als Erschaffer von Geschichte“ zeigen, erklärt die Leiterin des Vorderasiatischen Museums, Beate Salje. Dazu wird jede Epoche, vom Neolithikum über die Bronzezeit, die griechische und römische Periode bis zum Einzug des Christentums und der frühen islamischen Umayyadenkultur, symbolisch durch die Darstellung eines Kopf-Plastik begonnen. Einen Höhepunkt werden die lebensgroßen Figuren von „Ain Ghazal“ bilden, die im 8. Jahrtausend vor Christus geschaffen wurden. Kopien dieser ältesten Großstatuen der Welt hatten am jordanischen Pavillon bei der Expo 2000 in Hannover Aufsehen erregt.

Die Idee geht tatsächlich zurück auf das Jahr 2000. Damals feierte das Protestantische Archäologische Institut in Amman sein 25-jähriges Bestehen. Bei diesem Anlass fassten der damalige Leiter des Instituts, Hans-Dieter Bienert, heute Programmdirektor der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und Museumsdirektorin Beate Salje den Plan zur Jordanien-Ausstellung. „Wir wollen damit auch eine Lücke in unseren eigenen Sammlungen füllen“, erklärt Salje. Bis auf die Fassade des Wüstenschlosses von Muschatta besitzen die Berliner Museen wenig Fundstücke aus dem jordanischen Raum.

Doch die Berliner Museumsleute sind nicht die einzigen, welche die wertvollen jordanischen Altertümer außer Landes holen wollen. Um den Konkurrenzkampf mit anderen Museen zu gewinnen, legte Berlin ein umfassendes Konzept vor. So ist eine Kooperation bei der Ausbildung von Kuratoren und Museumsleuten vereinbart worden. Jordanische Kollegen sollen an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, die einen Studiengang Restaurierung bietet, weitergebildet werden. Außerdem wollen die Deutschen die Fassade des Wüstenschlosses von Muschatta, das in der Nähe des Flughafens von Amman liegt, rekonstruieren.

Die Ausstellung endet mit der frühen islamischen Ummayadenzeit. Damit wolle man den friedlichen Übergang vom Ende des byzantinischen Reiches zum frühen Islam zeigen, so der stellvertretende Generaldirektor der Staatlichen Museen, Günther Schauerte. Doch in Zeiten der politischen Krise zwischen dem Westen und der islamischen Welt schien es den Ausstellungsmachern unbefriedigend, in dieser frühen Epoche zu enden. So soll ein Rahmenprogramm das gestiegene Interesse an der zeitgenössischen islamischen Welt befriedigen. Die Berliner Ausstellungsmacher hoffen, dass Jordaniens König Abdallah die Bemühungen um Verständigung honoriert und die Ausstellung am 7. Oktober 2004 selbst eröffnet.

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