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Kultur: Wien, München, Salzburg

Eine

mit Christine LemkeMatwey

War halt nur eine Farce – und weiter nix, wie es im „Rosenkavalier“ heißt, nachdem zum guten bösen Ende hin nichts so kommt, wie es kommen sollte? So viel ist sicher: Die Neubesetzung der Intendanz der Bayerischen Staatsoper hat sich längst zu einer beispiellosen kulturpolitischen Peinlichkeit ausgewachsen – und eines der potentesten, gesündesten und strahlendsten deutschen Opernhäuser steht kurz davor, ernsthaft Schaden zu nehmen. Erster Akt: Christoph Albrecht, 60, Präsident der Bayerischen Theaterakademie und langjähriger Leiter der Dresdner Semperoper, soll Nachfolger von Sir Peter Jonas werden. Die Branche wundert sich, wie das zusammengehen soll, Albrechts knöchern-konservativer Ruf mit Kent Naganos weltläufig-progressiver Anmutung, allein, was soll’s. Im März dann platzt die Bombe: Albrecht und das bayerische Kunstministerium verhandeln über die Auflösung des Vertrages. Begründung: keine. Kommunikationsprobleme, heißt es lapidar, ein nicht vermittelbarer Führungsstil.

Gestern der zweite Akt: Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) präsentiert Klaus Bachler, 54, den amtierenden Direktor des Wiener Burgtheaters, als künftigen Intendanten der Bayerischen Staatsoper. Und ganz München wischt sich erleichtert den Angstschweiß von der Stirn. Kaum aber ist dies geschehen, springt wiederum Christoph Albrecht auf die Bühne des Geschehens – dritter Akt! – und beansprucht das Amt neuerlich für sich. Weil er nie etwas anderes behauptet hat? Um seine Abfindung in die Höhe zu treiben? In der Presseerklärung von Albrechts Berliner Anwalt Peter Raue steht zu lesen, dass Albrecht sich im März nur auf Wunsch von Goppel zur Vertragsauflösung bereit erklärt habe. „Die Verhandlungen haben bisher zu keinem Ergebnis geführt“, so Raue, entsprechend ende der Vertrag am 31. August 2011, und sein Mandant sei nach wie vor „willens, bereit und in der Lage“, diesem auch nachzukommen.

Für Kunstminister Goppel bedeutet dies in jedem Fall eine schwere Schlappe. Bachlers Vertrag sollte von 2008 bis 2013 reichen, er wird aber schon ab 2006, wenn die Ära Jonas/Zubin Mehta endet, „intensiv in die Gestaltung mit eingebunden“. Geleitet wird das Haus dann interimistisch von Generalmusikdirektor Kent Nagano. Ein Intendant, der zwei Jahre lang zwischen zwei Stühlen sitzt? Einer, dem hartnäckige Begehrlichkeiten in Richtung Salzburger Festspiele nachgesagt werden? Der die Bayerische Staatsoper möglicherweise bloß als karrieretechnischen Transitraum nutzt? Das Bangen um die Zukunft, es hat an der Isar gerade erst begonnen. Teuer war die Kunst den Bayern ja schon immer.

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